Hilflos

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FSapiatz
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Re: Hilflos

Beitrag von FSapiatz »

Liebe Susi! =)

Danke für Deine Offenheit! Ich weiß es zu würdigen und schätzen, dass Du Dich so sehr offenbarst und werde versuchen, Dir jede mir mögliche Hilfe zukommen zu lassen!

Im Folgenden versuche ich mal, Dir zu beschreiben, was für „Tricks und Kniffe“ mir geholfen haben, meine Mitte wieder zu finden.

Den ersten Schritt hast du schon geschafft: Du bist die ganze Zeit weggerannt; jetzt hast Du erkannt, dass Du das, wovor Du wegrennst, bei Dir trägst.

Du hast in letzter Zeit den folgenden Satz öfters wiederholt:

>>Ich bin zurzeit wie ein verängstigtes Tier, das sich wehrt, wenn es sich bedroht fühlt oder total auf Rückzug geht.<<

Frag Dich: was ist es KONKRET, wovor ich mich fürchte, was kann im Schlimmsten anzunehmenden Fall mit/in mir passieren? Und auf diese Antwort musst Du SEHR GENAU horchen, denn wenn Du sie wahrnimmst, dann kannst Du dieses SCHLIMMSTE bekämpfen bzw. sogar verhindern...!

>>Ich habe eine extreme Angst vor Menschen entwickelt, vor allem vor dominanten Menschen.<<

Susi, ich bin alles andere als ein Befürworter einer Spaß-Gesellschaft, aber ich möchte Dich an dieser Stelle mal fragen: hast Du schon mal darüber nachgedacht, dass wir in unserem Leben keine andere Freude haben, als DA ZU SEIN?
Tarsshaft ( :winken: ) hat mir an anderer Stelle geschrieben, dass sie fest daran glaubt, dass es nach dem Tod irgendwie weiter. Um diesen Glauben kann ich sie nur beneiden, denn ich teile ihn nicht und gehe für mich davon aus, dass ich nur dieses eine Leben habe. Vor dieser Endlichkeit stellt sich die Frage, wie viel Zeit man in die Angst vor dem Leben stecken sollte.
Was ist es, dass Du befürchtest?

UND, wieder ganz KONKRET:

>>Ich kämpfe mit mir selbst, bis einer von uns beiden verliert.<<

Wer kämpft da genau gegen wen? Susi, Du bist vieles: Du bist Mensch, Frau, Kind, Liebhaberin, Kämpferin.... . Wer ist es, der Deiner Ansicht nach verliert? Wer ist es, der gewinnt?

>>Mir wurde immer gesagt, es ist vorbei, schau nach vorn, vergiss es endlich.<<

Das halte ich, gelinde gesagt, für Blödsinn! Du kannst nicht vergessen, was Dir angetan wurde, aber Du kannst all das nehmen und es von allen möglichen Seiten betrachten. Du wirst sehen, dass es dadurch seinen Schrecken verlieren wird! Und dann kannst Du es nehmen und anders verpacken, anders als es viele Jahre in Dir eingepackt war. Du kannst es anders ordnen, kannst dem Schrecken neue Werte zuteilen, sprich: es umbewerten. Du kannst sagen: was mir da passierte, WAR schrecklich, aber es IST vorbei, daher kann auch mein Entsetzen jetzt vorbei sein. Ich kann beginnen, zu leben!

Liebe Grüße sendet Dir

Frank
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Susi sonnenschein
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Re: Hilflos

Beitrag von Susi sonnenschein »

Hallo Frank.

Ich danke Dir zutiefst für Deine Unterstützung.

Ich spüre, ich habe durch meine Beantwortung Deiner Frage wieder einen mutigen Schritt nach vorn gemacht, aber ich fühle mich sehr unwohl, weil ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.

Diese Nacht habe ich der Angst ins Auge geschaut.
Es war grauenvoll, da ich an dem Ort des Geschehens war.
Ich sah mein anderes Ich, sah es da hocken und zusammen gekeucht, diesmal nahm ich es bewusst wahr und fühlte mich mit ihm im Gespräch, doch jetzt kommt es mir komisch vor und ich spüre, daß es mir nicht vertraut, weil das andere ich total unsicher geworden ist.

Wie gehe ich damit um, wenn ich der Angst begegne?
Ich schmiss die Tür wieder zu, hatte keine Geduld, es von allen Seiten zu betrachten, weil ich jetzt erst tatsächlich spüre, was ich immer geahnt und erwähnt hatte.
Ich habe mich in der damaligen Nacht geteilt.
Das eine Ich blieb da hocken, das andere Ich suchte sich Hilfe, aber wurde nur schuldig gesprochen, sodaß es nicht mehr zu dem einen Ich zurück ging.
Wie sollte das eine Ich dem anderen Ich erklären, daß wir selbst schuld sind.
Ich denke, hätte ich das getan, würde ich heute nicht mehr leben.
Es war ein Eigenschutz.
So habe ich überlebt.
Heute danke ich Gott, von dem ich mich damals im Stich gelassen fühlte.

Deine Frage ist eine sehr gute Frage, so sah ich mich noch nie.

>Wer kämpft da genau gegen wen? Susi, Du bist vieles: Du bist Mensch, Frau, Kind, Liebhaberin, Kämpferin.... . Wer ist es, der Deiner Ansicht nach verliert? Wer ist es, der gewinnt?<

Und wenn ich die Angaben genauer betrachte, habe ich eine totale Abwehr gegen das Wort Frau und teilweise Kind.
Wenn ich mein jetziges Leben betrachte, denke ich, daß die Frau in mir verloren hat und das Kind sehr stark wurde, weil mein Mann es noch genährt hat.

Ich will aber Frau sein, aber das Kind läßt mich nicht.
Darum die Verzweiflung.
Ich habe begriffen, daß ich Frau sein muss, um weiter leben zu können.
Und ich lasse das Kind nicht mehr stark werden, weil es mir im Weg zum Frau sein steht.
Aber das inneren Kind lehnt die Frau ab.
Und darum der Kampf mit mir selbst.

Du sagst:
Frag Dich: was ist es KONKRET, wovor ich mich fürchte, was kann im Schlimmsten anzunehmenden Fall mit/in mir passieren? Und auf diese Antwort musst Du SEHR GENAU horchen, denn wenn Du sie wahrnimmst, dann kannst Du dieses SCHLIMMSTE bekämpfen bzw. sogar verhindern...!

Ich habe mich hinterfragt und die Antwort war immer wieder: "Ich habe Angst, umgebracht zu werden."


Andererseits ist es mir egal, wenn ich sterbe, weil ich Gott vertraue und er weiß, wann die Zeit für mich ist.
Ich glaube auch an ein Leben danach.
Ich denke, daß jeder eine Aufgabe hat, bis er geht.

Einfach nur da sein, kann ich mir nicht vorstellen.

Liebe Grüße von Susi
FSapiatz
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Re: Hilflos

Beitrag von FSapiatz »

Liebe Susi!

Lies bitte erst die PM, die ich Dir geschickt habe und finde eine Antwort darauf für Dich.

Ich bewundere Deinen Mut, liebe Susi. Denn das ist es, was Du wieder einmal bewiesen hast: MUT. Du stellst Dich der Vergangenheit und es steht fest, dass das unglaublich hart und schwer für Dich sein muss.
Weiß Du, ich nutze verschiedene Techniken zur Argumentation, mal das der Übertreibung, und auch mal das der Provokation, nicht böse gemeinte Provokation!
Susi, dieses arme Geschöpf, das da zusammengekauert in der Ecke hockt, hat dieses Geschöpf es verdient, dass Du es seit 15 Jahren da einsam zurück gelassen hast?? Ist es denn da wirklich so verwunderlich, dass dieses Geschöpf Gottes verlernt hat, Dir zu vertrauen?
Lass dieses bedauernswerte Geschöpf nicht länger allein, versorge es! Es braucht jetzt mehr denn je Deine ganze Liebe! Akzeptiere es als einen Teil von Dir! Nimm Dich selber an!
Du sagst:

> Ich schmiss die Tür wieder zu, hatte keine Geduld, es von allen Seiten zu betrachten, ...<<

Du sagst nicht: ich hatte keine Zeit.

Du sagst nicht: ich hatte nicht den Mut.

Keine Geduld? Susi, ich glaube, dass ist das Mindeste, was Du für dieses Wesen tun kannst: Geduld aufbringen, um diesem Wesen zu helfen.

Ich finde den Weg Deiner Erkenntnis bewundernswert, ich habe schon viel von Dir gelernt und dafür danke ich Dir.
Du hast erkannt, dass die Frau in Dir zu kurz gekommen ist, dass das Kind dominierte.
Susi, es ist an der Zeit, das gesunde Gleichgewicht wieder herzustellen!

Deine Angst, umgebracht zu werden, stelle ich mir grausam und schrecklich vor.
Wie Du weißt, kenne ich die Angst vor dem Sterben auch seit kurzer Zeit viel zu gut.
Aber, liebe Susi: ich bin fast erstickt, es war schrecklich. In der Folgezeit habe ich jedes mal Panikattacken bekommen, wenn auch nur die kleinste Kleinigkeit in meiner Lunge angesagt war, dachte jedes Mal: jetzt, jetzt passiert es wieder! Hilfe!!!! Die Ärzte haben mir versichert, dass das nicht passieren wird, aber das hat überhaupt nichts geholfen.... .
Inzwischen habe ich durch meine Th., die ich wieder aufgenommen habe, begriffen: die Angst davor, dass es nochmal passiert, lähmt mich viel zu sehr, und letzten Endes haben doch die Ärzte Recht behalten: es ist nicht noch einmal passiert und wird es auch nicht!

Du hast Angst davor, umgebracht zu werden, aber es ist nicht passiert! Und es wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch nicht passieren! Aber wenn Du Dich dieser Angst weiter hingibst, dann steckt da sogar eine gewisse Gefahr drin! Hast Du schon einmal von der sich selbst erfüllenden Prophezeiung gehört? Kannst ja mal reinlesen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Selbsterf%C3%BCllende_Prophezeiung

Und noch etwas, liebe Susi: wenn Dein Gottvertrauen so groß ist, dann brauchst Du auch keine Angst vor dem Tod haben! Aber deshalb sollte es Dir trotzdem nicht egal sein! Du wirst gebraucht!

Und als Vater will ich Dir noch mit auf den Weg geben: wenn ein Kind irgendwann ZU sehr über die Stränge schlägt, dann ist auch mal das Machtwort eines Erwachsenen notwendig!

Sei lieb gegrüßt von

Frank
tarsshaft
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Re: Hilflos

Beitrag von tarsshaft »

Liebe Susi,

ich möchte das, was Frank ( :winken: ) geschrieben hat, unterstreichen. Du hast Mut.

Du schreibst: „Wenn ich mein jetziges Leben betrachte, denke ich, daß die Frau in mir verloren hat und das Kind sehr stark wurde.“

Das sehe ich anders. Die Frau in dir ist es, die sich hier der Vergangenheit stellt. Die Frau ist es, die das verletzte Kind in sich gefunden hat. Als das innere Kind die Frau wahrgenommen hat, hat es – wie du schreibst - mit Ablehnung reagiert. Diese Ablehnung ist Ausdruck seiner Angst vor neuem Schmerz. Diese Angst kannst du ihm nehmen.

Sieh es nicht so, als ob dir das Kind im Weg stünde. Es ist ein Teil von dir. Der Teil, der für das Unbeschwerte und Leichte steht. Dieser Teil ist erschüttert worden und dieser Teil ist jetzt verunsichert und verängstigt. Deshalb lehnt dieser Teil die erwachsene Susi ab. Aus Angst vor neuem Schmerz.

Aber ihr seid bereits auf dem Weg, euch wieder anzunähern, liebe Susi. Denn du hast es gefunden, das innere Kind. Das ist der erste Schritt. Jetzt lerne, es anzunehmen als einen Teil von dir. Wenn es dir Vorwürfe macht, hör einfach nur zu. Nimm es ernst und sei da.

Du schreibst, dass du Angst hast, umgebracht zu werden. Ist es so, dass du das Gefühl hast, der unbeschwerte Teil in dir sei bereits ein bisschen gestorben? Und du hast Angst, dass dieser unbeschwerte Teil nun völlig ausgelöscht – „umgebracht“ – werden könnte? Dem kannst du entgegentreten, so wie du es bereits tust. Du bist auf dem richtigen Weg.

Es liest sich für mich merkwürdig, wenn du schreibst, es sei dir egal, wenn du stirbst. Schließlich denkst du, jeder habe eine Aufgabe, bis er geht. Wir leben nicht, um irgendwann zu sterben.

Frage an die erwachsene Susi: Welche Aufgabe hast du?

Liebe Grüße, tarsshaft
Das Heute leben, das Kommende erwarten, das Vergangene nutzen.
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Re: Hilflos

Beitrag von FSapiatz »

Liebe Susi, liebe tarssaft!

Susi, ich schreibe diese Zeilen aus einem Gefühl der Unsicherheit heraus. Du schreibst hier sehr offen und hast begonnen, Dich mit dem Schrecklichen zu befassen, was Dir da vor Jahren angetan wurde. Ich habe noch nie in meinem Leben wirklich mit diesem Thema zu tun gehabt, daher meine Bitte an Dich: sollte ich an irgendeiner Stelle unwillentlich nicht die für Dich notwendige Sensibilität zeigen, so lass es mich bitte, bitte wissen. Mir liegt es fern, Dir wehtun zu wollen, sollte das ungewollt doch passieren, so erflehe ich hiermit schon jetzt Deine Verzeihung!

In Erwartung Deiner nächsten Zeilen verbleibe ich mit lieben Grüßen
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Susi sonnenschein
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Re: Hilflos

Beitrag von Susi sonnenschein »

Hallo Ihr Lieben. :)
Seit 11.20h bin ich von meiner Therapie zurück.
Das Zahnrad dreht sich wieder und es ist wieder seeehr viel, habe schon so viel geschrieben und es läuft immer weiter. . .
Es ist alles super, wie Ihr Euch verhaltet!
Und ich bin Euch zutiefst dankbar.
Ich möchte es Euch so gern mitteilen, aber es ist sooo viel.
Ich bin auch sooo dankbar, wie sich jetzt mein Partner zu mir verhält.
Zurzeit ist wieder alles im Fluss.
Und es tut soooo gut, zu wissen, da gibt es liebe Menschen, die auch das andere Ich wahrnehmen.
Ich lerne und begreife.
Es ist Wahnsinn, aber unglaublich schön.
Und ich danke, daß ich es loslassen darf.

Bis später Eure Susi
FSapiatz
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Re: Hilflos

Beitrag von FSapiatz »

Liebe Susi! =)

Der Optimismus, der aus Deinen letzten Zeilen strahlt, macht mich glücklich: Du bist auf einem geuten Weg (erinnerst Du Dich noch noch an mein Zitat von Rumänien(?): "drum bun"(der Gute Weg)...
Ich möchte gerne weiterhin Dein Weg-Gefährte sein - dieses ist ein Wortgeschöpf aus dem Kopf meines (Karate-) Meisters, der mein Leben entscheidend geprägt hat. Weg-Gefährten - Freunde, das können wir anderen Menschen (an-)bieten und sein, und das selbstredend bis zum bitteren Ende... . Ich bin nicht Jemand, der viele Freunde hat. Ich habe "nur" meinen alten Freund Tommy (den ich in der Lehre kennen lernte) und ich habe Stefan (den ich beim Studium kennen lernte) - und für beide würde ich mein Leben geben, wenn es erforderlich wäre... - denn das heißt für mich: Freundschaft .

Ich bin hier, wenn Du mich brauchst, ich freue mich, wenn Du mich kontaktierst und ich wünsche Dir ein gutes, empfindsames Leben...

Liebe Grüße von

Frank
tarsshaft
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Re: Hilflos

Beitrag von tarsshaft »

Liebe Susi!

Hast du schon selbst bemerkt, was hier passiert ist? Du warst "ganz unten", hast dich schwach und hilflos gefühlt, doch du hast weitergekämpft. Trotz allem. Und jetzt geht es auf einmal wieder nach oben. Dein Mut hat sich ausgezahlt! Sei stolz auf dich! Ich bin es!

Du hast dich deinen tiefsten Ängsten gestellt und ihnen damit gezeigt, dass sie dich nicht länger beherrschen können. Du hast dich bewusst konfrontiert mit ihnen und eben nicht ängstlich abgewartet, bis sie es sind, die wieder auf dich zukommen.

Du hast dir selbst gezeigt, dass du es bist, die dein Leben bestimmt!

Noch mal will ich dich hiermit bestätigen und ermutigen, genauso weiterzumachen! Das ist dein Weg. Und so wie Frank ( :winken: ) begleite auch ich dich gerne weiter, wenn du möchtest. Ich bin da.

Es drückt dich tarsshaft :)
Das Heute leben, das Kommende erwarten, das Vergangene nutzen.
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Susi sonnenschein
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Re: Hilflos

Beitrag von Susi sonnenschein »

Hallo Ihr Lieben. ,)

Habe mich hier lange nicht gemeldet.

Kurz nachdem es mir so gut ging, ging es mir auch leider gleich wieder schlecht, doch jetzt kann ich Eure Zeilen bestätigen.

Wie Ihr wisst, verlor ich mein Schreiben, welches ich am 23.01. festhielt, wo alle meine tiefsten Gefühle, meine Erkenntnisse darauf standen.
Damals habe ich mir schon gesagt, dass es so sein sollte.
Jetzt spüre ich genau, dass es so sein sollte, denn ich nahm mir bewusst Zeit für mich, nachdem ich begriff, dass ich nicht weg laufen kann, nicht einfach schreiben und abhaken kann, sondern habe begriffen, mich damit auseinander zu setzen.

Zum ersten Mal habe ich mich bewusst aus meinem Tief rausgeholt, nachdem ich begriff, was ich eigentlich tue.
Dabei half mir das Gedicht von Volker „Schmerz.“

Ich wandte mich meinem Schmerz zu und schrieb, was mich bewegte und ich las es später noch einmal und ich sagte mir:
„Stopp, so geht es nicht weiter. Was machst Du?“
Wenn ich jetzt nicht aufpasse, werde ich zu dick oder alkoholsüchtig.
Und ich nahm mir bewusst wieder Zeit für mich.

Und es tut gut, diesen Erfolg selbst zu spüren.

Doch ich und mein inneres Kind hängen mit dem Gefühl meiner Wut fest.
Seit Wochen habe ich mich mit ihr beschäftigt, als mir bewusst wurde, dass ich vor ihr nicht weg laufen kann.
Mir ist klar geworden, dass ich mich mit ihr beschäftigen muss, ansonsten schade ich mir nur oder anderen.

Mir ist klar geworden, dass ich seit meiner Kindheit diese Wut habe.
Und da ich durch sie nur Probleme hatte, kam irgendwann der Zeitpunkt, wo ich sie verleugnete und gar nicht merkte, dass ich das tat, was meine Mutter immer von mir verlangte.
Zu allen lieb und nett.
Und dann das Ereignis, das warf mich total aus der Bahn.
Dann richtete ich die ganze Wut gegen mich und fraß mich fast auf.

Und seit ich gelernt habe, dass ich nicht Schuld bin, spüre ich wieder diese Wut ganz stark.
Und jetzt weiß ich, warum ich meine Wut nicht zu lassen will.
Ich spüre sie gegen meine Mutter.
Doch ich weiß, dass das auch nicht richtig ist, da sie zum damaligen Zeitpunkt ihr Bestes gegeben hatte und sie das immer noch tut.

Und liebe tarsshaft.
Diese Zeilen von Dir habe ich noch einmal raus genommen, da sie mich sehr beschäftigt haben.
Ich kam dadurch weiter, doch ich hänge auch noch.

Du schreibst:


>Sieh es nicht so, als ob dir das Kind im Weg stünde. Es ist ein Teil von dir.
Aber ihr seid bereits auf dem Weg, euch wieder anzunähern, liebe Susi. Denn du hast es gefunden, das innere Kind. Das ist der erste Schritt. Jetzt lerne, es anzunehmen als einen Teil von dir.
Du schreibst, dass du Angst hast, umgebracht zu werden. Ist es so, dass du das Gefühl hast, der unbeschwerte Teil in dir sei bereits ein bisschen gestorben? Und du hast Angst, dass dieser unbeschwerte Teil nun völlig ausgelöscht – „umgebracht“ – werden könnte? Dem kannst du entgegentreten, so wie du es bereits tust. Du bist auf dem richtigen Weg.<


Du hast meine Gefühle und Gedanken genau richtig übersetzt.

>Die Frau in dir ist es, die sich hier der Vergangenheit stellt. Die Frau ist es, die das verletzte Kind in sich gefunden hat. Als das innere Kind die Frau wahrgenommen hat, hat es – wie du schreibst - mit Ablehnung reagiert. Diese Ablehnung ist Ausdruck seiner Angst vor neuem Schmerz. <

Genau so ist es.
Und daran arbeite ich.
Das meinte ich damals mit meiner Aufzählung, was ich alles lernen muss, um leben zu können.
Ich bin zu einer sehr liebenswerten Person erzogen worden und meine Wutausbrüche wurden nie geduldet.
Darum bin ich nicht konfliktfähig, setze zu spät Grenzen usw.
Darum hat es Angst und so viel Wut.

Diese Angst kannst du ihm nehmen.

Da bin ich dabei, weil ich mutig werde.
Doch jetzt komme ich mit meiner Wut nicht zurecht.



>Der Teil, der für das Unbeschwerte und Leichte steht. Dieser Teil ist erschüttert worden und dieser Teil ist jetzt verunsichert und verängstigt. Deshalb lehnt dieser Teil die erwachsene Susi ab. Aus Angst vor neuem Schmerz.<


Genau so ist es.
Darum bin ich mich gern in meiner Wohnung.
Da bin ich meinem inneren Kind ganz nah, da habe ich Ruhe.
Oder ich fahre zu meinen Eltern, da blüht das innere Kind auf, kann leben.

>Wenn es dir Vorwürfe macht, hör einfach nur zu. Nimm es ernst und sei da. <

Das tue ich jetzt auch, aber uns fehlt so viel.
Ich kann nicht mit meinen Emotionen umgehen.
Entweder bin ich total lieb oder total gemein.


> Es liest sich für mich merkwürdig, wenn du schreibst, es sei dir egal, wenn du stirbst. Schließlich denkst du, jeder habe eine Aufgabe, bis er geht. Wir leben nicht, um irgendwann zu sterben.<

Da erinnere ich mich an eine Liedstelle von Falco : „Muss ich erst sterben, um zu leben?

So sehe ich es durch meinen Glauben an Gott.
Ich konnte es kaum erwarten, dahin zu kommen, wo es weiter geht.
Bis ich begriff, dass ich eine Aufgabe habe.

Frage an die erwachsene Susi: Welche Aufgabe hast du? <

Ich habe mir lange Zeit gelassen.
Damals hätte ich geantwortet: „Meine Aufgabe ist es, anderen zu helfen.“
Doch seit meinen Erlebnissen kam ich ins Schwanken und habe erkannt, ich habe mich über Gott gestellt.
Ich kann seinen Weg gehen, den er für mich bereithält, aber ich kann nichts einfordern.
Durch Euch habe ich begriffen, ich habe mir zu viel auferlegt.
Ich kann nicht die Welt retten.
Vom Verstand her wußte ich das auch, aber ... Naja.
Ich habe es jetzt richtig begriffen.
Es geht um mich.
Doch niemand ist da, um allein zu leben.

Und da ist die Angst vor dem Tod.

Ich liebe meine Eltern, auch wenn ich sie damals oft genug gehasst habe, weil sie mich nicht verstanden.
Vor allem von meiner Mama war ich sehr enttäuscht und daher auch so viel unterdrückte Wut.
Ich habe immer gedacht, mein Papa sei der Böse, doch irgendwann durchschaute ich es.

Ich habe all die Erkenntnisse, was schief gelaufen ist und das tut weh.
Und auch meine Mutter hat erkannt, daß sie Fehler gemacht hat und es tut ihr leid.
Doch es bestimmt mein jetziges Leben und da will ich raus und weiß nicht wie.

Ich habe Angst zu sterben, bevor ich meine Aufgabe erfüllt habe.

Ich weiß jetzt meine Aufgabe und dafür lebe ich.

Darum will ich leben, doch ich empfinde die Prüfungen oft zu schwer.
Doch durch diese Prüfungen lernt meine Mutter.
Und das ist gut so.
Seit dem Ende meiner Ehe und dem Beginn mit meinem neuen Partner, finden wir immer mehr und zusammen.

So lerne ich, Verantwortung mir gegenüber und sie lernt Respekt und Achtung vor meinen und Papas Gefühlen und Grenzen.
Denn wir haben es immer getan, bis uns die Hutschnur platzte.
Und statt sie zu flicken, schnitt sie noch ein Stück ab, damit wir uns richtig schuldig fühlten, wenn es nicht mehr passte.

Und würde ich meine Wut raus lassen, würde ich alles meiner Mutter an den Kopf knallen und gleichzeitig meinen Vater damit verletzen.

Ich kann mit meiner Wut nicht umgehen.
Ganz liebe Grüße an Euch
Eure Susi
Volker
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Re: Hilflos

Beitrag von Volker »

Hallo Susi,

du gehst mit deiner Wut bereits um. Was du tust und dass du um Unterstützung bittest ist nicht "nichts" und hat auch nix mit "Nicht-Können" zu tun. Wer hoch hinaus will, nimmt jede Hilfe die sie/er kriegen kann. Gipfelstürmer sind da unverschämt. Und wer sagt, dass du alles alleine schaffen musst. GAr wenn es um deine Wut geht??
Volker

Es ist unglaublich, wieviel Kraft die Seele dem Körper zu leihen vermag. (W. v. Humboldt)
FSapiatz
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Re: Hilflos

Beitrag von FSapiatz »

Liebe Susi! =)

Lies doch auch mal nach in „für Volker, und alle die noch wollen...“ – wir (Volker, darf ich das so sagen? =) ) haben das eröffnet, um über gelebte und/oder ungelebte Gefühle reden zu können... .

((Volker, mir fiel gerade eine Zeile von Dir ein
>>Und wer sagt, dass du alles alleine schaffen musst. GAr wenn es um deine Wut geht??<<

Gegenfrage: wie sehr passen „Individualismus“ und „Gesellschaft“ zusammen?!))

Susi, Deine Worte

>> Ich habe Angst zu sterben, bevor ich meine Aufgabe erfüllt habe.<<

lassen mich – durch mich selber begründet – erschauern: denn ich habe auch Angst davor, jedoch sehe ich nicht die Aufgabe, die ich nicht erfüllt hätte.... Ich wäre einfach nur da gewesen und im nächsten Moment bin ich weg... .

Ich kann Dir keine Hilfe mehr bieten, aber ich habe im Hintergrund tarsshaft wissen lassen, dass Du wieder hier bist, sie meldet sich bestimmt bald...


traurige Grüße sendet Frank

Macht´s gut und ein schönes Leben wünscht Euch ein kranker, müder und trauriger

FRANK
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