Hilflos

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Susi sonnenschein
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Re: Hilflos

Beitrag von Susi sonnenschein »

Hallo Ihr Lieben.
Danke,daß Du mir geschrieben hast, mein großer Bruder.
Mir fehlt zur Zeit die Kraft zum Schreiben.
Mache auch Fortschritte, aber es kostet mich alle Kraft, weil ich mich gleichzeitig auch ausgesogen fühle.
Es ist einfach zu viel für mich.
Alles übermannt mich.
Trauer, Wut, Angst, Schmerz, Einsamkeit, Überforderung.
Ich gehe mir selbst auf den Geist, wer mag dann schon mit mir Kontakt haben.
Nur wenn ich stark bin, doch das kann ich nicht mehr bieten, weil mein Partner meine ganze Stärke in Anspruch nimmt.

Liebe Grüße
Eure Susi
FSapiatz
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Re: Hilflos

Beitrag von FSapiatz »

Liebe Susi! =)

Du sagst

>>Ich gehe mir selbst auf den Geist, wer mag dann schon mit mir Kontakt haben.<<

Ich!

Und tarsshaft, dass weiß ich!

Du musst dran bleiben, darfst nicht aufhören!
Wie soll denn etwas besser werden, wenn Du nicht darüber redest?! Geht nicht...!

Ich bin annähernd jeden Tag hier, um Dir zuzuhören und zu versuchen, Dir weiter zu helfen...!

Sei mal ganz lieb umärmelt von mir und: viel Kraft, gesendet, mit lieben Grüßen von

Frank
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Susi sonnenschein
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Re: Hilflos

Beitrag von Susi sonnenschein »

Danke Dir lieber Frank.
Habe im Moment sehr viel Stress mit meinem Partner.
Normal müßte ich allein sein, aber er fühlt sich zurück gesetzt.
Er ist jetzt bis Montag krank geschrieben und es nervt ihn jetzt schon, daß ich solange am Computer sitze.
Und er nevt mich, weil er meine Nähe einfordert, obwohl er weiß, wie es um mich steht.
SEIT WEIHNACHTEN WAR ICH FÜR IHN STARK UND ER WEIß GAR NICHT;WAS DAS MICH AN KRAFT GEKOSTET HAT.
Das was er hätte machen müssen, habe ich für ihn übernommen.
Er ist stolz, wie ich es meistere, aber was es für mich bedeutet, begreift er gar nicht.
Er meint es zu begreifen, aber durch sein Verhalten merke ich, daß er es nicht weiß.
Jetzt hat er sich verzogen, weil ich sagte, daß er nicht einfordern kann, daß ich jetzt auch noch für ihn da bin, daß ich für ihn die ganze Zeit da war und ich jetzt mal wieder jemanden brauche, der mich stärkt.
Zur Zeit ist es furchtbar, weil ich wachse, an mir arbeite, aber er sich ausruht und mich fordert, für ihn da zu sein.
Ich habe so viel Wut in mir.
Wenn er nicht aufpasst, bekommt er alles ab, was er mir aufgelastet hat.
Davor habe ich Angst.

Du glaubst nicht, wie recht mir Deine Zeilen kommen und dafür bin ich tief dankbar.

es tut so gut.
Wäre ich allein, würde ich schon wieder heulen, aber damit er mich nicht gleich fragt, was los ist, lasse ich es lieber.
Eure Susi
FSapiatz
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Re: Hilflos

Beitrag von FSapiatz »

Liebe Susi!

Na,das sind doch mal „bodenständige“ Probleme =) ! Wie ich das meine? Du sagst:

>>SEIT WEIHNACHTEN WAR ICH FÜR IHN STARK UND ER WEIß GAR NICHT;WAS DAS MICH AN KRAFT GEKOSTET HAT.<<

So, wie Du Dich selber immer analysierst, KANN er es auch gar nicht wissen, denn Du zeigst es ihm nicht und sprichst auch nicht darüber!
Wut ist in Dir – das ist nicht unbedingt gut! Manchmal braucht man Wut, um einen ersten Schritt tun zu können. Manchmal braucht man sie, um sich wehren zu können. Aber wenn sie sich einfach nur anstaut, kann sie auch sehr vieles Erhaltenwürdiges zerstören!
Stärke zeigen, liebe Susi, ist nicht unbedingt gleich zu setzen mit: kein Gefühl zeigen.

Kommunikation, Susi, immer wieder: Kommunikation. Reden über Gefühle, Zulassen von Gefühlen! Wenn das ausbleibt, dann lebt man irgendwann nicht mehr gemeinsam und miteinander sondern nur noch nebeneinander!
Du sagst (und ich kann das nur unterstreichen!) dass Du wächst.
Aber während dessen ruht sich Dein Partner aus.
Ausruhen ist manchmal sehr wichtig. Aber wenn Ausruhen - übergangslos oder schleichend - zu Stillstand wird, dann muss die/der Stillstehende ja vielleicht auch mal gefordert werden?! =)
Ein vergleichsweise banales Beispiel aus meinem Leben soll Dir die Richtung dahin weisen, was ich meine:

Wochenende, schönster Sonnenschein. Ich: faul, müde, die Woche war wieder mal viel zu lang.... . Meine Frau: voller Leben, Tatendrang, Lust auf draußen sein... . Was tut sie? Sie „hoppelt“ soooo lange um mich herum, knufft mich hier und stubst mich da, bis ich mich aufraffe und wir endlich raus gehen. Danach, wieder zu Hause, war´s ein wunderschöner Spaziergang und wir haben beide rote Wangen.... Und wir sind mal wieder wie zwei verliebte Teenager Hand in Hand über die Felder gelaufen... :)

Verstehst Du, was ich sagen will?

Liebe Grüße von

Frank
tarsshaft
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Re: Hilflos

Beitrag von tarsshaft »

Liebe Susi!

Na endlich les ich mal wieder was von dir! Dachte schon, ich müsste dich mit ein paar PN nerven :D

Du schreibst: "Ich gehe mir selbst auf den Geist, wer mag dann schon mit mir Kontakt haben. Nur wenn ich stark bin, doch das kann ich nicht mehr bieten, weil mein Partner meine ganze Stärke in Anspruch nimmt."

Liebe Susi, ich nehme dir nicht ab, dass du TATSÄCHLICH glaubst, andere wollten nur dann Kontakt mit dir haben, wenn du stark bist. Du bist schon viel weiter, als dass du so was wirklich glauben könntest. Aber die kleine Susi muss das wohl noch mal von der großen Susi erklärt bekommen.

Es ist übrigens völlig legitim, sich auch mal selbst zu nerven. Das ist menschlich.

Frank ( :winken: ): hat recht. Auch ich will was von dir hören, selbst, wenn es dir schlecht geht. Oder gerade dann.

Ich bin da, wenn ich kann.

Geh deinen Weg weiter! Lass dich nicht beirren, vor allem nicht durch andere, die sich nicht in der gleichen Geschwindigkeit entwickeln wie du selbst.

Es grüßt dich herzlich tarsshaft
Das Heute leben, das Kommende erwarten, das Vergangene nutzen.
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Susi sonnenschein
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Re: Hilflos

Beitrag von Susi sonnenschein »

Hallo Ihr Lieben.

Schön, daß wir wieder miteinander schreiben.
Mir geht es im Moment wirklich sehr schlecht.
Und das ist ja mein Problem, es nimmt mir keiner ab.
Ich funktioniere noch zu gut.
Doch in Wirklichkeit schleppe ich mich von einem Tag zum anderen.
Mein Problem ist, daß ich es selbst nicht wahr haben will, daß ich nicht mehr so funktioniere.

Mit meinem Partner habe ich mich wieder eingekriegt.
Für mich explodierte es, aber das war gut so.
Ja, er stand still und wußte nicht, wie er wieder gehen kann, aber jetzt klappt es wieder.

Ich hatte mit ihm öfter geredet, aber da ich alles managte, begriff er nicht, daß es mir schlecht geht.
Erst wenn ich zusammen breche, werde ich verstanden.
Dann werden sie aktiv oder ich werde gescholten.
Vorher werde ich nicht ernst genommen.
Das habe ich immer, selbst in meiner Ehe hatte ich es.
Doch das will ich nicht mehr.
Vielleicht kann ich mich auch erst da richtig artikulieren.
Es liegt wohl an mir.
Aber wie soll ich das lernen?

Ich war heute bei meinem Therapeuten.
Da mir meine Chefin und mein Arzt noch einmal eine Kur empfahlen, besprach ich es mit ihm.
Und er sieht es auch als dringend notwendig, speziell auf mein Trauma bezogen.

Ich verschließe mich immer mehr und verzweifle an mir selbst.
Ich bin nicht mehr die, die ich mal war.
Und die ich bin, will ich nicht sein.
Die, die ich bin, ist nicht lebenslustig, nicht motiviert, ist langweilig, ist wie eine alte Frau, die nervt, sich einsam fühlt, die auf den Tod wartet.
Diese Person verstecke ich.
Und wenn ich es nicht mehr ertrage und mir Hilfe suche, wenn ich diese Gefühle, die meine sind, so offen sage, will es keiner hören.
Dann sagen sie, ich soll so nicht reden.
Sie bekommen Angst oder werden wütend und ich kann nur hämisch lachen, werde makaber.
Ich lache, weil ich verzweifelt bin, mache makabere Scherze, weil ich mich leer und aufgesogen fühle.
Ich habe ein echtes Problem, aber niemand kann mir helfen, wenn ich wirklich am Ende meiner Kräfte bin, dann laufen sie weg, nehmen Abstand.

Ich habe so viele Erkenntnisse und bin gewachsen.
Aber da ist noch die schwache, ganz stark verletzte Seite.
Und wenn die sich meldet und ich auf sie eingehe, fühle ich mich allein.
Es wird weiter gefordert und gewünscht.
Ich werde nicht ernst genommen.

Immer wenn ich mir das Blümchen am Wegrand anschauen will, werde ich davon weggezogen oder es wird zertrampelt, nur weil ich länger verweile, intensiver schaue, als andere.

Ich finde, es sind immer bodenständige Probleme, die ich habe.
Vielleicht empfindet Ihr es anders, weil ich zwischen dem extrem starken, selbstbewussten Verhalten und dem total schwachen, unselbständigen Verhalten schwanke.
Aber ich schwanke nicht, sondern diese zwei Seiten habe ich tatsächlich.
Und darum leide ich ja auch so stark.
Das Gleichgewicht ist nicht mehr da.
Du schreibst:(Kommunikation, Susi, immer wieder: Kommunikation. Reden über Gefühle, Zulassen von Gefühlen! Wenn das ausbleibt, dann lebt man irgendwann nicht mehr gemeinsam und miteinander sondern nur noch nebeneinander!)
Das war in der Ehe, weil er mich nicht hören wollte.
Jetzt habe ich Angst, daß mich keiner hören will.
Doch Ihr gebt mir immerwieder Mut, weiter zu gehen, für mich.
Und tarsshaft, wie meinst Du das?
(Geh deinen Weg weiter! Lass dich nicht beirren, vor allem nicht durch andere, die sich nicht in der gleichen Geschwindigkeit entwickeln wie du selbst.)
Ich fühle mich dann egoistisch.
Und diesen Satz...
(Liebe Susi, ich nehme dir nicht ab, dass du TATSÄCHLICH glaubst, andere wollten nur dann Kontakt mit dir haben, wenn du stark bist. Du bist schon viel weiter, als dass du so was wirklich glauben könntest. Aber die kleine Susi muss das wohl noch mal von der großen Susi erklärt bekommen.)


Warum nimmst Du mir das nicht ab?
Ich glaube das wirklich, sonst würde ich das nicht schreiben.


Und ich bin soooo unendlich dankbar, daß Ihr noch schreibt, weil ich mich doch wirklich ganz schön offenbart habe, auch im Bezug auf die Probleme meines Partners.

Hier bei Euch bin ich, wie ich gerade bin.
Mal stark, mal schwach, mal ratlos, mal glücklich usw.
Aber immer ehrlich!!!

Ich will leben, nicht nur überlebt haben.
Und darum bin ich für jede Ehrliche und offene Untestützung dankbar.
Auch wenn es erst weh tut.
Gerade dadurch lerne ich.

Ok, das lag mir auf dem Herzen.
Freue mich über Eure Nachrichten.
Bin doch eh allein, darum nervt Ihr absolut nicht.
Eure Susi
FSapiatz
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Re: Hilflos

Beitrag von FSapiatz »

Liebe Susi (und ich glaube, ich kann auch schon sagen: liebe tarsshaft!) =)

Susi, Deine Worte schmerzen! Du bist doch keine „Susi, Baureihe anno dazumal“ die vermutlich 10.000 Einschaltzyklen überstehen wird und dann kaputt geht – sprich: nicht mehr funktioniert!
Du hast nicht zu funktionieren, sondern Du sollst leben wollen!

Ich weiß nicht, ob ich mich mit den folgenden Worten „zu weit heraus lehne“, aber ich sage sie mal trotzdem: besinne Dich doch mal auf Deine Rolle als Frau, als Lebensspenderin, als Hafen für Deinen Partner, der Dich aber auch festhalten können muss, wenn die Flut steigt!

Eines, was Du beschreibst, kenne ich nur zu gut: die Flucht in Zynismus und Satire... Man kann so Vieles kaschieren – aber kaschieren heißt eben nicht: verarbeiten!

Mit „bodenständigen“ Problemen, meinte ich, dass sie im Jetzt entstanden sind und somit auch im Jetzt bearbeitet werden können – Dein Trauma aus der Vergangenheit steht da auf einem anderen Blatt, welches wir aber nicht unbeschrieben lassen sollten bzw. dürfen, wenn Du da raus willst!!

Und, bitte Susi: Du bist Niemandem etwas schuldig! Du musst und Du hast DICH zuerst zu versorgen, dann DARFST Du an andere denken!

Worte, die ich für mich selber leider auch nicht immer lebe, aber ich gebe mir Mühe – vielleicht hilfst Du mir ja dabei und wir packen das gemeinsam an?!

Liebe Grüße von

Frank
tarsshaft
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Re: Hilflos

Beitrag von tarsshaft »

Liebe Susi! (Und lieber Frank, hier bin ich schon :) )

Ich freu mich sehr, dass du geschrieben hast und dass unser Kontakt weiter besteht. Du hast mir mal geschrieben, dass du für mich da bist, wenn ich mich schwach fühle. Dafür danke ich dir sehr. Du hast mir schon so sehr geholfen. Auch dafür danke ich dir sehr. Jetzt bin ich wieder an der Reihe. Ich fühle mich gerade stark, weil ich ein besonderes stärkendes Erlebnis hatte (weiß nicht, ob du meinen Thread „Probleme mit der Mutter“ gelesen hast). Jetzt bin ich stark für dich.

Ich bin sehr froh, dass du folgendes geschrieben hast: „Hier bei Euch bin ich, wie ich gerade bin. Mal stark, mal schwach, mal ratlos, mal glücklich usw. Aber immer ehrlich!!!“ Wenn du nicht ehrlich wärst, würde ich auch nicht mehr schreiben. Die Wahrheit wollen wir bearbeiten und nichts anderes.

Du schreibst: „Und tarsshaft, wie meinst Du das? Geh deinen Weg weiter! Lass dich nicht beirren, vor allem nicht durch andere, die sich nicht in der gleichen Geschwindigkeit entwickeln wie du selbst. Ich fühle mich dann egoistisch.“

Dein „Weg“ ist ein anderes Wort für dein „Leben“ und bedeutet, du sollst dein Leben so gestalten, dass du dich darin wohl fühlst und zufrieden bist. Deine (Lebens-)Aufgabe ist es, diesen Weg zu finden und zu beschreiten. Wenn du dies konsequent, mit dem Herzen und immer ehrlich dir selbst gegenüber versuchst und anstrebst, dann hast du dein (Lebens-)Ziel erreicht. Dann ist dein Weg auch dein Ziel. Nun gibt es auf diesem (und auf jedem anderen!!) Weg immer wieder Stolpersteine, die im Weg liegen.

Das ist das Signal, eine Pause einzulegen. Sich zu fragen, ob es einem wirklich gut geht, so wie man momentan lebt.

Frage dich: Ist das wirklich MEIN Weg oder vielleicht der eines anderen – vielleicht der meiner Mutter oder der meines Partners?

Frage dich das, völlig losgelöst von der restlichen Welt, nur für dich ganz allein. In diesem Moment blende den Rest der Welt BEWUSST aus, damit du genau hören kannst, was dein Herz dir sagt. Wenn du den Rest der Welt nicht ausblendest, hörst du nicht alles, was dein Herz dir sagt, denn der Rest der Welt kann sehr laut sein. Dieses Losgelöst-in-sich-hineinhorchen ist nicht egoistisch, sondern Teil deiner (Lebens-)Aufgabe. Deine Lebensaufgabe lautet: Mache dich glücklich. DANN mache andere glücklich. In dieser Reihenfolge. Wie sollte auch ein unglücklicher Mensch einen anderen Menschen glücklich machen können?!

Jeder Mensch hat also seinen eigenen (Lebens-)Weg. Manchmal kreuzen sich zwei Wege, manchmal scheinen sie zusammenzulaufen und zu einem breiteren Weg zu werden. Dann kann man ein Stück zusammen weitergehen. Früher oder später tauchen wieder unsere obligatorischen Steine auf. Dann gilt wieder: Pause. In sich gehen. ALLEIN in sich gehen. Wie oben beschrieben. Wie gesagt, es handelt sich um eine LEBENS-Aufgabe. Manchmal merkt man dann, dass sich der breite Weg schon längst wieder gegabelt hat und sich erneut zwei Wege gebildet haben. Dann muss man den Mut haben, den eigenen Weg weiterzugehen und nicht auf den anderen Weg hinüber zu springen, nur weil man sich so sehr an einen breiten, gemeinsamen Weg gewöhnt hat. Denn schließlich gibt es in diesem Moment gar keinen BREITEN Weg mehr, sondern ZWEI SCHMALE Wege. Die schmalen Wege sind breit genug für EINE Person – wer auf den schmalen Weg des anderen hinauf gesprungen ist, wird früher oder später über einen Stein stolpern und auf dem Weg liegen bleiben. So lange, bis er den Mut hat, wieder auf SEINEN Weg zu springen und weiterzugehen.

Liebe Susi, du hast deinen Weg gefunden. Das war ein langer und schmerzlicher Prozess. Du hast das innere Kind in dir gefunden und bist dabei, aus euch beiden eine Einheit zu machen. Das lässt dich erkennen, was dir weh tut und weh tat, was du möchtest und was nicht. Du erkennst, dass du z.B. Ruhe brauchst, doch du hast Angst, dir diese Ruhe zu nehmen. Diese Angst ist für mich verständlich, schließlich hast JAHRELANG erst nach den Bedürfnissen anderer geschaut und dann nach deinen eigenen. Diesen Automatismus gilt es nun zu durchbrechen – und das ist Schwerstarbeit und dauert ebenfalls JAHRELANG. Und (körperliche und geistige) Schwerstarbeit ist anstrengend und erklärt auch deinen momentanen Erschöpfungszustand.

Du hast Erkenntnisse gewonnen, die andere Menschen, die in deinem Leben eine wichtige Rolle spielen, NOCH NICHT gewonnen haben und die DESWEGEN manchmal mit Unverständnis reagieren. Also, was haben wir hier? Einen klassischen Stolperstein, der auf deinem Weg liegt. Und damit das Signal „Pause“. Liebe Susi, bitte vertrau mir, wenn ich dir sage, dass das nicht egoistisch ist. Hast du schon mal von „gesundem Egoismus“ gehört? Dazu gehört, dass du Grenzen ziehst in deinem Leben. Grenzen, die dich schützen und die anderen klare Signale setzen: „Bis hier und nicht weiter.“ „Ab hier tut es mir weh.“ steht auf diesen Grenzen. Das hat NICHTS, GAR NICHTS mit Egoismus zu tun. Egoismus fängt vielmehr da an, wo ANDERE diese Grenzen überschreiten. Vielleicht kommt das Unverständnis, das andere dir gegenüber manchmal zeigen auch daher, dass deine Grenzen nicht klar genug sind, dass sie zu „löchrig“ sind, diese Grenzen, noch zu instabil. Aber sie sind schon gebaut, deine Grenzen. Das ist gut! Bau weiter! Mach sie stark, indem du weitergehst auf deinem Weg!

Dir liegt so viel daran, andere glücklich zu machen. Das macht dich zu einem liebenswerten Menschen. Jetzt erkenne, Susi, dass du das NUR dann kannst, wenn du selbst glücklich bist.

Du hattest weiter oben mal geschrieben, andere wollten nur dann Kontakt mit dir, wenn du stark bist. Daraufhin hab ich geschrieben, dass ich dir das nicht abnehme, dass du das TATSÄCHLICH glaubst. Weil du dich schon so oft bei Frank und mir bedankt hast, wenn wir für dich da waren. Du hast also WAHRGENOMMEN, dass wir für dich da waren. Und zwar AUCH und GERADE dann, wenn es dir schlecht ging. Du weißt also, dass es nicht stimmt, dass andere nur dann Kontakt mit dir wollen, wenn es dir schlecht geht.

Aus dieser deiner Behauptung lese ich, dass du selbst nicht glaubst, es Wert zu sein, geliebt zu werden. Als vollständiger Mensch geliebt zu werden, MIT all deinen Fehlern. Ich glaube, es ist viel schwerer, sich selbst zu lieben, als andere zu lieben. Bei anderen sind wir nachsichtiger, sehen viel leichter über deren Fehler hinweg. Warum sind wir so streng mit uns selbst und nehmen uns unsere eigenen Fehler so sehr krumm? Wir selbst glauben, fehlerfrei sein zu müssen, gestatten aber anderen durchaus Fehler zu. Ist das nicht ein Widerspruch?

Warum, glaubst du, schreiben Frank und ich dir? Weil wir uns mit dir verbunden fühlen. Weil wir dir helfen wollen, deinen Weg immer aufs Neue zu finden und wieder zu gehen. Wer also auch immer diese „anderen“ sein mögen, wenn dem tatsächlich so ist, dass sie dich nur mögen, wenn du stark bist, dann kannst du ihnen getrost den Rücken kehren. Solche Leute sind nur Zeitverschwendung. Außerdem sind sie so was von anstrengend.

Ich bin da.

Es drückt dich tarsshaft
Das Heute leben, das Kommende erwarten, das Vergangene nutzen.
FSapiatz
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Re: Hilflos

Beitrag von FSapiatz »

Liebe Susi (und an dieser Stelle mit meinem folgenden Anliegen eigentlich eher: liebe tarsshaft)!

Was tarsshaft da zu unserem Schreiben mit Dir sagt, unterschreibe ich zu 110 %.

Aber, liebe tarsshaft, eine Deiner Bemerkungen ruft mich auf den Plan:

>>Manchmal kreuzen sich zwei Wege, manchmal scheinen sie zusammenzulaufen und zu einem breiteren Weg zu werden. Dann kann man ein Stück zusammen weitergehen. Früher oder später tauchen wieder unsere obligatorischen Steine auf. Dann gilt wieder: Pause. In sich gehen. ALLEIN in sich gehen.<<

((Mein erster Gedanke: nee, so funktioniert Partnerschaft nicht. Der goldene Mittelweg zwischen Deinem Satz und dem was ich gleich schreiben werde, wird wohl, wie so oft der Richtige sein))

>> Dann kann man ein Stück zusammen weitergehen<<

Das KANN in diesem Satz beinhaltet mir zu wenig: auch lebenslang WOLLEN und dafür zu kämpfen! Nicht: MÜSSEN – das soll klargestellt sein, niemand muss auf Biegen und Brechen mit jemand anderem zusammen bleiben!

>>. In sich gehen. ALLEIN in sich gehen.<<

Nein, da bekommst Du mein Veto.
Ich habe schon oft hier betont, wie schön und fest die Beziehung zwischen meiner Frau und mir ist. Hätten wir das, was Du da sagst in den letzten 18 Jahren gelebt – ich weiß nicht, ob wir uns noch hätten. Denn selbstredend waren auf unserem gemeinsamen Weg genug der Stolpersteine, die uns auf die Probe gestellt haben. Und weil wir GEMEINSAM in uns gegangen sind, immer (okay: fast) gegenseitig den Anderen mit hinterfragt haben, darum haben wir bis heute jeden dieser Steine beiseite räumen können!

Das, was Du meinst, realisieren wir anders: wir schaffen uns gegenseitig Freiräume zu Zeiten, wo KEINE Stolpersteine da sind, da ermöglichen wir gegenseitig dem Anderen Freiräume, in denen er/sie nach den eigenen Befindlichkeiten schauen kann. Und ich denke, nur so kann Partnerschaft dauerhaft funktionieren ...

Liebe Grüße sendet Euch

Frank
tarsshaft
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Re: Hilflos

Beitrag von tarsshaft »

Liebe Susi, lieber Frank,

ich versuche, meine letzten Zeilen zu erklären.

Ich schrieb: „Manchmal kreuzen sich zwei Wege, manchmal scheinen sie zusammenzulaufen und zu einem breiteren Weg zu werden. Dann kann man ein Stück zusammen weitergehen. Früher oder später tauchen wieder unsere obligatorischen Steine auf. Dann gilt wieder: Pause. In sich gehen. ALLEIN in sich gehen.“

Frank schrieb dazu: „Mein erster Gedanke: nee, so funktioniert Partnerschaft nicht. Der goldene Mittelweg zwischen Deinem Satz und dem was ich gleich schreiben werde, wird wohl, wie so oft der Richtige sein. Das KANN in diesem Satz beinhaltet mir zu wenig: auch lebenslang WOLLEN und dafür zu kämpfen! Nicht: MÜSSEN – das soll klargestellt sein, niemand muss auf Biegen und Brechen mit jemand anderem zusammen bleiben!“

Ich schrieb: „In sich gehen. ALLEIN in sich gehen.“

Frank schrieb dazu: „Nein, da bekommst Du mein Veto. Ich habe schon oft hier betont, wie schön und fest die Beziehung zwischen meiner Frau und mir ist. Hätten wir das, was Du da sagst in den letzten 18 Jahren gelebt – ich weiß nicht, ob wir uns noch hätten. Denn selbstredend waren auf unserem gemeinsamen Weg genug der Stolpersteine, die uns auf die Probe gestellt haben. Und weil wir GEMEINSAM in uns gegangen sind, immer (okay: fast) gegenseitig den Anderen mit hinterfragt haben, darum haben wir bis heute jeden dieser Steine beiseite räumen können!“

Lieber Frank, du hast eine gut funktionierende Partnerschaft. Ihr seid euch einig. Ihr fühlt euch wohl miteinander. Das freut mich sehr für dich und für euch. Deshalb geht ihr auch auf einem gemeinsamen breiten Weg. Wenn Stolpersteine darauf liegen, dann schafft ihr sie gemeinsam aus dem Weg, weil ihr euch einig seid. Bei jeder Entscheidung, die bislang anstand, hast du dir angehört, wie deine Frau die Sache sieht, und hast das mit dem, wie du es siehst, abgeglichen – das war deine „Pause“ und dein „allein in sich gehen“. Dann hast du festgestellt, dass ihre Meinung und deine Meinung passen. Also seid ihr weiter zusammen auf einem gemeinsamen Weg gegangen.

Aber weißt du, wie viele Paare nur nebeneinander her leben? Weißt du, wie viele Menschen, die in einer Partnerschaft leben, sich selbst verleugnen? Weißt du, wie viel Glück du hast?

Es gibt eben auch Partnerschaften, die nur noch nach außen bestehen. Das wissen wir Scheidungskinder doch am besten. Die Partnerschaft meiner Mutter zum Beispiel. Wenn sie sagt: „Ich weiß nicht, ob ich meinen Partner vermisse, wenn er nicht da ist. Ich weiß nicht, was ich fühle.“ dann empfinde ich diese Partnerschaft in diesem Moment als nicht mehr existent. Und TROTZDEM versuchen die beiden nach wie vor, auf einem gemeinsamen Weg zu gehen, seit 25 Jahren. Sie gehen beharrlich in eine bestimmte Richtung und entfernen sich dabei immer mehr voneinander. Meine Mutter schafft es nicht, ihren eigenen Weg - der auch zu einem GEMEINSAMEN werden kann - zu finden und sich glücklich zu machen. Ich sage nicht, dass sie sich unbedingt trennen sollten. Aber sie sollten einen ANDEREN Weg finden, um sich wieder näher zu kommen.

Ich selbst traf vor ca. 15 Jahren meine erste große Liebe. Drei Jahre waren wir zusammen, doch wir hätten besser nach spätestens zwei Jahren aufgehört. Mein Leben drehte sich nur noch um diesen einen Menschen. Ich vernachlässigte meine Freunde, es gab mich nur noch im Doppelpack. Ich fragte nicht mehr nach meinen Bedürfnissen, sondern versuchte, mir die seinen zu Eigen zu machen. Beispiel: Er wollte damals, mit Anfang 20, so schnell wie möglich eine eigene Familie. Ich, bis dahin eine junge Frau mit Karriereplänen und der Aussicht auf ein gutes Abitur, sagte: „Ja, ja, ich auch. Ich will auch jetzt eine Familie.“ Er nahm mir das nicht ab. Er spürte, dass ich das im Grunde nur ihm zuliebe sagte. Jetzt sag mir bitte nicht, dass man auch MIT Kindern Karriere machen kann. Das weiß ich. Aber darum geht´s jetzt nicht.

DAS, liebe Susi und lieber Frank, möchte ich mit meinem Weg-Beispiel ausdrücken: Ehrlich sein zu sich selbst. Das war ich damals nicht. Ich wollte damals eigentlich noch keine Kinder, ich wollte erst noch die Welt außerhalb der Schule kennen lernen.

Sich um der Liebe Willen fremd bestimmen zu lassen, das ist keine Liebe. Liebe zu einem anderen Menschen sollte immer mit der Liebe zu sich selbst beginnen. Mein Partner spürt doch, ob ich mich auch selbst liebe und wertschätze. Wenn ich aber nur nach ihm und seinen Bedürfnissen schaue und mich selbst dabei vernachlässige, dann macht das doch auch meinen Partner traurig. Und das will ich ja gerade nicht.

Zusammengefasst heißt mein „Plädoyer“: Mache dich selbst glücklich. DANN mache andere glücklich.

Warum in dieser Reihenfolge?

Weil nur ein glücklicher Mensch einen anderen Menschen glücklich machen kann. Ich kann nur geben, was ich selbst habe. Das gilt für alle Menschen, die in meinem Leben eine Rolle spielen. Nicht nur für den Partner, sondern auch für die Mutter oder für einen guten Freund.

Lieber Frank, ich habe das Gefühl, dass du dich an dem Wort „allein“ störst. ALLEIN etwas zu tun, ist doch nichts Schlechtes. Etwas ALLEIN für sich tun, heißt doch nicht automatisch, den Partner auszuschließen. Mein Freund ist z.B. leidenschaftlicher Hobby-Musiker. 1x die Woche ging er abends zum Proben und kam immer mit strahlenden Augen zurück und erzählte. Früher hätte ich gelitten wie ein Schwein, wenn ich an diesem Abend allein zu Hause geblieben wäre. Heute freue ich mich einfach, wenn mein Partner etwas Schönes erlebt – ob ich nun dabei bin oder nicht. Das verstehe ich unter „sich selbst wahrnehmen und sich etwas Gutes tun.“ Selbst oder gerade mit solchen Banalitäten. Man muss aber erst mal herausfinden, was genau für einen persönlich diese Kleinigkeiten sein können.

Ich schrieb: „Dann kann man ein Stück zusammen weitergehen.“

Frank schrieb dazu: „Das KANN in diesem Satz beinhaltet mir zu wenig: auch lebenslang WOLLEN und dafür zu kämpfen! Nicht: MÜSSEN – das soll klargestellt sein, niemand muss auf Biegen und Brechen mit jemand anderem zusammen bleiben!“

Dieses „kann“ ist ein „darf“: Wenn ich das unglaubliche Glück habe, einen Menschen zu treffen, der fortan seinen Lebensweg mit mir teilen möchte, dann darf ich, wenn ich möchte, dem zustimmen. Daraus kann ein lebenslanges Gehen werden, wenn wir beide das wollen.

Lieber Frank, ich habe mit meinem Text versucht, unsere liebe Susi da aufzufangen, wo sie gerade ist.

So wie viele andere Menschen auch, machst du, liebe Susi, dir viel zu viel Gedanken darüber, was andere von dir wollen und erwarten. Dabei vergisst du dich selbst und das, was du selbst willst. Du hast zum Beispiel Angst, die für dich so dringende Ruhe bei deinem Partner einzufordern. Du MUSST, wenn du diese Angst ablegen will, ALLEIN in dich gehen, ohne Ablenkung und störende Impulse von außen und dir selbst zuhören. Nur so kannst du dir klar machen, dass du das absolute Recht dazu hast, diese dringend benötigte Ruhe einzufordern. Nur so kannst du hören, was du sonst noch brauchst. Wenn du in dir klar bist, kannst du auch deinem Partner besser klar machen, was du brauchst. Und dann weißt du auch, dass das nichts mit Egoismus oder mangelnder Liebe zum Partner zu tun hat. Im Gegenteil.

Frank schrieb: „Das, was Du meinst, realisieren wir anders: wir schaffen uns gegenseitig Freiräume zu Zeiten, wo KEINE Stolpersteine da sind, da ermöglichen wir gegenseitig dem Anderen Freiräume, in denen er/sie nach den eigenen Befindlichkeiten schauen kann. Und ich denke, nur so kann Partnerschaft dauerhaft funktionieren ...“

Nein, Frank, ihr realisiert das nicht anders, denn genau das meine ich doch. Das IST der gemeinsame breite Weg. Wenn es Probleme gibt, dann muss man sich natürlich an einen Tisch setzen und gemeinsam eine Lösung suchen. Selbstverwirklichung findet natürlich zu Stolperstein-freien Zeiten statt. Aber das war für mich so logisch, dass ich das nicht explizit niedergeschrieben hab.

So, jetzt bin ich gespannt auf deine nächsten Zeilen! Und auf deine Zeilen, liebe Susi, wenn du magst.

Es grüßt euch alle ganz lieb tarsshaft :)
Das Heute leben, das Kommende erwarten, das Vergangene nutzen.
FSapiatz
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Re: Hilflos

Beitrag von FSapiatz »

Liebe tarsshaft, liebe Susi!

Tarsshaft, jetzt unterschreibe ich auch die restlichen Deiner Zeilen! =) Danke für die vertiefende Erklärung!

Nur an einer Stelle möchte ich etwas ergänzen:

>>Weißt du, wie viel Glück du hast?<<

Ja, ich habe viel Glück mit der Frau an meiner Seite. Aber es steckt auch ein gut Teil harte Arbeit darin, dass unsere Beziehung die ist, die sie ist. Entscheidungen mussten getroffen werden, vor denen ich lieber weggelaufen wäre; Situationen bereinigt, die unangenehmst waren und denen ich mich durch eine Flucht hätte locker entziehen können.

Und noch etwas: ja, es stört mich ETWAS an dem Wort ALLEIN. Aber etwas anderes, als Du meinst. Mich stört, dass sich dieses Wort mir nicht erschließt, ich kann es zwar phonetisch aussprechen und weiß auch, was für eine Bedeutung dahinter steckt. Denn ich bin (glücklicherweise) nicht und nie mehr allein, seit ich meine Frau kennen gelernt habe. Ich war nicht mal in dem Moment alleine, als ich fast gestorben wäre – denn es war ihre Nähe, die mich hat überleben lassen. Ich TUE nichts alleine. Ich habe meine Frau in mir, selbst wenn ich (äußerlich betrachtet alleine) Karate trainiere (was ich seit November leider noch nicht wieder konnte), denn dann ist es meine Frau, die ich verteidige... .

Versteht Ihr, was ich meine? =)

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!

Frank
tarsshaft
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Re: Hilflos

Beitrag von tarsshaft »

Lieber Frank!

Danke für deine SMS. Kriegst gleich eine PN von mir, hab nämlich kein Guthaben mehr auf dem Handy.

Das Wort "allein". Ich hatte mal eine Beziehung, in der ich - rein körperlich betrachtet - nie oder fast nie allein war, denn mein Freund und ich waren immer zusammen - in einem Raum bzw. in der gleichen Wohnung mein ich. Trotzdem hab ich mich "allein gefühlt".

Also, "allein" kann heißen: "sich allein fühlen" (emotional) oder "allein sein" (sozusagen wertneutral). Wenn ich mich allein FÜHLE, dann bin ich vielleicht einsam. Dann stimmt irgendwas nicht - siehe Beispiel oben. Mit jenem Freund bin ich schon lange nicht mehr zusammen.

Wenn ich alleine BIN, dann ist in diesem Moment schlichtweg niemand anderes im selben Raum. So wie es im Moment bei mir und meinem Freund ist. Er ist gerade in Italien, also bin ich allein. Aber er ist trotzdem immer bei mir, deswegen fühl ich mich nicht allein. Meine Mama versteht den Unterschied noch nicht so ganz. Sie glaubt, ich müsste im Moment automatisch leiden, weil ich allein BIN.

Wenn ich nun ALLEIN über etwas nachdenke, dann denke ich nach, ohne - in diesem Moment - jemand anderes in meinen Denkprozess miteinzubeziehen. Damit ich mir darüber klar werde, wie ICH die Sache sehe, über die ich nachdenke. Ich denke also leise. Wenn ich dann weiß, wie ich zu der Sache stehe, dann fang ich an, laut zu denken.

Kannst du damit was anfangen?

Liebe Grüße, tarsshaft :)
Das Heute leben, das Kommende erwarten, das Vergangene nutzen.
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Susi sonnenschein
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Re: Hilflos

Beitrag von Susi sonnenschein »

Hallo Ihr Lieben.
Ich finde Eure Kommunikation toll.
Ihr schreibt sehr tiefsinnig, werde es über das Wochenende intensiver lesen und verarbeiten, aber das liegt mir schon mal auf dem Herzen.

Deine Sichtweise tarsshaft , bestärke ich.
Das habe ich auch in meinem Selbstsicherheitstraining gelernt.
Mein Partner hat es auch verinnerlicht.
Ich rede sehr viel mit ihm und das zieht uns immer enger zusammen.
Doch wenn ich zu viel im Kopf habe und er auch noch Hilfe braucht, breche ich zusammen.
Er hat in den letzten Tagen wieder sehr viel gelernt.
Er weiß durch Einholen von Informationen, wie schwer es ist, mit einer Überlebenden zu leben, aber er liebt mich und arbeitet mit mir daran, daß ich wieder leben lerne.
Er weiß, erst ich allein, ich komme schon von ganz allein auf ihn zu, wenn ich das Bedürfnis habe.
Es ist ein Ausbalancieren. Erschwerend kommt hinzu, daß mir dieser Typ bei Gegenwehr mit dem Tod gedroht hat.
Ich lebe zwischen Extremen, mit denen weder ich, noch mein Umfeld zurecht kommen.
Darum wollte ich nur noch lieb sein.
Bis ich durch mein Ende der Ehe begriff, daß dies auch nicht der richtige Weg ist.
Ab da war ich im Irrgarten, niemand da, der mir raus half.
Keiner bemerkte, wie schwach ich tatsächlich bin.
Doch das ist die Schwierigkeit.
Er versteht jetzt erst, wie viel Zeit ich für mich benötige, wie schwer Nähe für mich ist.
Jetzt ist er wieder stark für mich.
Das brauche ich auch dringend, weil ich jeden Tag um einen normalen Ablauf kämpfe.
Der Arbeitsdruck ist soooo groß und ich weiß nicht, wie lange es meine Chefin mit macht.
Da draußen sieht das Leben anders aus.
Da melde ich mich nicht, gehe auf niemanden zu, da brauche ich die Unterstützung und Initiative der anderen, aber genau da müsste ich selbst agieren.
Bei mir ist sehr viel verdreht.
Darum finde ich Eure Sichtweisen so wichtig und für mich lebensnotwendig.
Ihr erkennt mein Inneres und doch schrieb mir auch schon Frank, daß ich manchmal sehr stark wirke.
Ja, genau das ist mein Problem im Alltag.
Ich wirke sehr selbstsicher und bodenständig.(Meine Fassade ist gut trainiert)
Aber breche ich zusammen, sind die anderen hilflos, weil es sozusagen aus dem Nichts kommt.
Dabei liegt es an der Gewalterfahrung und dem Missbrauch.
Dann bin ich wie ein verängstigtes Tier, welches sich zur Wehr setzt.
Es bricht alles auf und das macht mir Angst, obwohl ich weiß, daß es gut so ist.

Du hast sehr viel begriffen, liebe tarsshaft.
Loslassen und vertrauen.
Genau daran arbeite ich.


Jetzt muss ich erst einmal aufhören.
Mein Kopf ist so voll.
Werde erst einmal ruhen.

Bis später Eure Susi
FSapiatz
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Re: Hilflos

Beitrag von FSapiatz »

Liebe Susi, liebe tarsshaft! =)

Im Grunde meinen wir wohl beide das Gleiche, liebe tarsshaft. Ich bin nie alleine, denn meine Frau ist immer bei mir, auch, wenn ich körperlich alleine bin...

Susi, Deine Worte

>> Erschwerend kommt hinzu, daß mir dieser Typ bei Gegenwehr mit dem Tod gedroht hat.<<

haben bei mir die Frage aufkommen lassen: mit wessen Tod hat er Dir gedroht, mit Deinem oder mit seinem?
Ich frage das deshalb, weil ich die Antwort für ursächlich wichtig halte, denn es sind zwei verschiedene Ängste, die generiert werden, wenn jemand die Verantwortung für sein eigenes Leben in die Hände seines Gegenübers gibt, oder ob dieser Jemand damit droht, sein Gegenüber dessen Leben zu berauben... .
Susi, ich habe es schon einmal geschrieben und ich bleibe dabei: DU BIST UNVORSTELLBAR STARK, auch, wenn Du Dich schwach fühlst. Denn dass, was Du durchgestanden und überlebt hast, kann nur ein starker Mensch aushalten!

Liebe Grüße von
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Susi sonnenschein
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Re: Hilflos

Beitrag von Susi sonnenschein »

Hallo Frank.
Danke, daß Du fragst.
Ich fühle mich dadurch ernst genommen.
Zuerst verspürte ich innerlich richtig einen Schock.
Wie, da reagiert ja jemand ernsthaft auf das, was ich schreibe.
Es hört sich vielleicht blöd an, aber genau das ist es, was tief in mir sitzt, wo ich mich allein fühle.
Wo sich mein inneres Kind allein fühlt.
Mir wurde immer gesagt, es ist vorbei, schau nach vorn, vergiss es endlich.
Erst durch die Therapie ab 2003 habe ich begriffen, daß ich aufarbeiten muss, aber wusste nicht wie und suchte verstärkt nach Hilfe bei meinem Mann und später bei anderen.
Erst jetzt begreife ich, daß ich für mich es tun muss.
Nachdem ich Deine Frage verdaut habe, begreife ich, daß ich oft in Rätseln spreche, aus Scham, aus Angst, aus Schuldgefühl.
Und habe wieder Mut, an das Thema ran zu treten.
Seit 2003 ist das Trauma durch meinen Therapeuten durch einen Test aufgegriffen worden und erst 2005 brach es auf und schmiss uns, meinen Partner und mich, um.
Aber anstatt mir zu helfen, ging er seinen Weg.

Erst jetzt durch meinen Partner begann ich tiefer zu suchen und durch Euch habe ich den Mut, weiter zu gehen.
Durch Eure Unterstützung habe ich den Mut, meinen Weg zu gehen, auch wenn ihn andere nicht verstehen, worunter ich sehr leide.
Ja, ich war immer stark, aber nur durch die Liebe zu meinen Eltern.
Als ich im 1. Lebensjahr war, kämpften sie um mein Leben und ich überlebte.
Sie erzählten oft davon und es hat sich in meinem Kopf eingebrannt.
Der Täter wollte mich umbringen, wenn ich nicht still bin.
Aber ich durfte nicht sterben.
Und genau das ist der Deal mit meinem inneren Kind.
Ich lebte die ganze Zeit für meine Eltern.
Erst durch die Kur begriff ich, daß ich auch jemand bin.
Die ganzen Jahre war ich wie ein Geist, nur bei meinen Eltern war ich die Kleine, die sie kannten.
Aber mittlerweile war ich schon 30.
Aber innerlich stand ich bei 19.
Und die ganze Verantwortung, die ich jetzt habe, ist mir oft zu viel.
Ich kämpfe mit mir selbst, bis einer von uns beiden verliert.
Vom Kopf her, weiß ich, daß ich Frieden mit mir selbst schließen muss.
ABER WIE???
Ich denke, daß ich eine Klinik aufsuchen muss, für Trauma- Patienten.
Ich hatte die Tage ein Gespräch mit meiner Chefin, weil ich vermehrt ausfalle und sie keine Besserung sieht.
Im Bezug auf mein Trauma ist auch keine Besserung, da ich mich nur sehr langsam an das Thema ran traue.
Der Druck ist für mich sehr groß.
Ich habe eine extreme Angst vor Menschen entwickelt, vor allem vor dominanten Menschen.
Daraufhin hat sie mich für 2 Monate zum Auszeichnen ins Lager versetzt, unter der Bedingung, daß ich etwas für mich tue.
Doch das mache ich schon die ganze Zeit.
Und ich bin schon gewachsen, aber es reicht nicht, weil ich verkaufen muss und dazu nicht mehr in der Lage bin.
Bei der kleinsten Überbelastung breche ich zusammen.

Mir darf keiner mehr zu nah kommen.
Ich bin zurzeit wie ein verängstigtes Tier, das sich wehrt, wenn es sich bedroht fühlt oder total auf Rückzug geht.
Darum bin ich mit mir selbst verzweifelt.
Kannst Du damit was anfangen?
Wie kann ich mich daraus befreien?

Liebe Grüße Susi
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