Unterstützen ohne zu urteilen

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Gerda
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Unterstützen ohne zu urteilen

Beitrag von Gerda »

Eigentlich dachte ich, ich möchte gerne mehr zu diesem Thema schreiben, aber jetzt merke ich, es geht eigentlich nur um einen Wunsch:

Ich wünsche mir sehr, dass wir hier ohne Urteile über die anderen Elternteile, z. B. über Natalias Mutter, auskommen. Ich fühle es so, dass es im Sinne von einem Scheidungskind ist, dass wir nicht über einen Elternteil, den wir gar nicht kennen, urteilen, sondern versuchen, so neutral wie möglich zu sein und zu bleiben und im Gefühl zu behalten, dass dieser andere, nicht "anwesende" Elternteil ein Mensch ist wie jede/r von uns mit Fehlern und Schwächen und dass das Kind ihn liebt. Damit würde ich gerne dazu beitragen zu einer Atmosphäre von Unterstützung in Sachlichkeit und Neutralität. Wir können auch parteilich hier unterstützen, ohne auf Kosten von einem nicht anwesenden Elternteil - indem wir über ihn urteilen.

Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

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FSapiatz
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Re: Unterstützen ohne zu urteilen

Beitrag von FSapiatz »

Hallo, liebe Gerda,

ein liebes Hallo auch an die, die noch herkommen ! =)

Das, was da hinter Deinen Zeilen steckt, habe ich auch schon oft beim Schreiben im Forum empfunden und das sogar, wenn ich mir über das Verhalten meines direkten „Gesprächspartners“ im Forum ein Urteil bilde, gar nicht mal über Partner oder Expartner. Am Ende kennt man sich ja eben nicht wirklich...
Am Ende frage ich mich manches Mal, inwiefern wir hier untereinander mit Leuten kommunizieren, die sich selber so beschreiben, wie sie gern wären... .
((Und ich wäre an dieser Stelle nicht das „Frechmaul“, dass ich nun mal bin, wenn ich mich davon NICHT ausklammern würde :D – MEIN Schreiben hier ist natürlich völlig neutral und geprägt von absoluter Objektivität :D :D :D ))

Also: ich unterstütze Deinen Vorschlag bzw. Wunsch nach bestem Wissen und Gewissen, und das in der Gewissheit, dass ich selber genug Fehler habe, die ich von anderen auch nicht verurteilt wissen möchte! In diesem Sinne

liebe Grüße von


Frank
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Gerda
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Re: Unterstützen ohne zu urteilen

Beitrag von Gerda »

Lieber Frank,

damit sprichst du mir aus der Seele:
FSapiatz hat geschrieben:das in der Gewissheit, dass ich selber genug Fehler habe, die ich von anderen auch nicht verurteilt wissen möchte!
Ja,ich weiß auf der einen Seite, dass ich selber genug Fehler habe. Und auf der anderen SEite weiß ich auch, dass kaum etwas mehr schmerzt und das Klima verdirbt, als Urteile, die über mich oder jemand anderen gesprochen werden, das weiß ich aus eigener Erfahung.

Gerda
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Volker
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Re: Unterstützen ohne zu urteilen

Beitrag von Volker »

Hallo,

zum Üben einer wertlosen (*g*)-nein, wertfreien- Sprache:

http://www.scheidungskinder.de/viewtopic.php?f=3&t=63
Volker

Es ist unglaublich, wieviel Kraft die Seele dem Körper zu leihen vermag. (W. v. Humboldt)
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Muckelmaus
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Re: Unterstützen ohne zu urteilen

Beitrag von Muckelmaus »

Das Menschsein zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass man hinter seinen Zielen zurück bleibt! (Zitat von Pfr. Iking, einem Menschen, der uns sehr wertvoll geworden ist).

Ich denke, wir Menschen lassen uns viel von Gefühlen leiten und wenn wir hier im Forum eine Lebensituation lesen, dann interpretieren wir beim Lesen unsere Gefühle mit hinein. Dann kann es durchaus passieren, dass wir jemandem negativ gegenüber stehen, den wir gar nicht persönlich kennen, dem wir noch nie begegnet sind. Genau so gut können wir einem anderen Menschen positiv gegenüber stehen.
Der Mensch neigt nun mal zuerst dazu, sich auf die Seite des vermeintlich schwächeren zu stellen, um diesem zu helfen, zu unterstützen und vielleicht auch zu beschützen.
Das Problem in einem Forum ist nun mal, dass wir in 99% der Fälle nur eine Sicht der Dinge kennenlernen und daraus unsere Schlüsse ziehen.
Natürlich sollten wir alle versuchen, den Menschen hier und auch im realen Leben wertfrei gegenüber zu treten. Aber wir werden das kaum schaffen - weil wir halt "nur" Menschen sind.

Liebe Grüße
Muckel

Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.
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Gerda
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Re: Unterstützen ohne zu urteilen

Beitrag von Gerda »

Muckelmaus hat geschrieben:Der Mensch neigt nun mal zuerst dazu, sich auf die Seite des vermeintlich schwächeren zu stellen, um diesem zu helfen, zu unterstützen und vielleicht auch zu beschützen
Das ist ja auch eine total schöne Eigenschaft. Und man kann ja auch jemanden unterstützen, ohne den anderen Partner zu verurteilen.
Muckelmaus hat geschrieben:Natürlich sollten wir alle versuchen, den Menschen hier und auch im realen Leben wertfrei gegenüber zu treten. Aber wir werden das kaum schaffen - weil wir halt "nur" Menschen sind.
Da bin ich anderer Meinung. Meine ERfahrung ist, je mehr man es übt, desto besser klappt es. Und ein Klima ohne Wertungen und Urteile ist nun mal das Klima, in dem sich Menschen am besten entwickeln können, deshalb lohnt es sich, da zu üben.
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Muckelmaus
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Re: Unterstützen ohne zu urteilen

Beitrag von Muckelmaus »

Deshalb schrieb ich ja, wir sollten es versuchen. Aber wir werden es nicht immer schaffen und da schließt sich - meiner Meinung nach - der Kreis zu meinem Eingangszitat.

Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.
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Simone

Re: Unterstützen ohne zu urteilen

Beitrag von Simone »

Ihr Lieben,
ich denke es kommt drauf an, was jemand tut oder getan hat. Natalias Mutter ist ein Miststück. Sie ist so dumm/blind oder was auch immer, das sie in ihrer Rache (oder was auch immer) nicht merkt, wie sehr sie ihrer Tochter wehtut, wie sie ihr schadet. So jemanden kann ich nicht nicht verurteilen.
Sicher sind wir hier zum Unterstützen, aber wir sind auch nur Menschen. Ich hab auch schon abwertend über jemanden geschrieben, genauso hab ich es aber auch gemeint. Denn wenn jemand so was tut wie Natalias Mutter, so kann ich nichts gutes dran sehen. Ihr wißt schon...

Ich rede nicht immer so über jeden oder jeden bösen Elternteil hier. Manchmal versuche ich auch zu verstehen. Aber in manchen Fällen ist es einfach unmöglich. Mir fällt es auch auf, das das manchmal der Fall ist, aber wie gesagt wir sind nur Menschen....

:meinung:
Mir wurde schon gesagt, ob ich nicht aus welchen Gründen auch immer z.b. Mütter verstehen kann, die ihre Kinder misshandeln (Grad wieder aktueller Fall in den Medien, Paar misshandelt und quält die 8 eigenen Kinder). Wie kann man sowas verstehen können? Darf ich da auch nicht urteilen, weil ich die Leute nicht kenne?
Mir dreht sich der Magen um, ich könnte kot*** wenn ich sehe wie manche Leute mit ihren Kindern umgehen. Andere dafür müssen ihre Kinder durch Tod verlieren oder kriegen erst keine....
Simone

Re: Unterstützen ohne zu urteilen

Beitrag von Simone »

Bisher hat sich doch aber auch noch keiner beschwert wenn wir mal fies reden oder? Denn alle wissen, das wir hier alle nur Menschen sind. Mit Gefühlen und Meinungen....
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Ansa
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Re: Unterstützen ohne zu urteilen

Beitrag von Ansa »

Guten Abend,

ich glaube in solchen Fällen geht es uns darum, zu verstehen warum jemand wie handelt. Verstehen ist, so stelle ich immer fest, ein innerer Schlüssel zum Annehmen. Häufig können wir mit schweren Erlebnissen umgehen, wenn wir für uns verstehen, warum jemand anders so oder so gehandelt hat.

Verständnis für Mütter in Not, für Schläger, für solche Mütter wie die von Natalie..... das hilft uns die Dinge auszuhalten und zu sagen "na gut, sie konnte ja nicht anders handeln." In den allermeisten Fällen ist das auch eine sehr gute Idee. Aber wenn wir an Psycho- oder Soziopathen geraten oder auch an psychisch schwer kranke Menschen, dann wird unser Verständnis zur Falle, denn wir gestehen ihnen Freiheiten und Beweggründe zu, die nicht haltbar sein sollten. Und noch anders, wir geraten in eine für uns fremde Erlebenswelt und sind nicht in der Lage zu verstehen, egal wie wir es drehen und wenden.

Wertfrei bleiben ist sehr schwer, beinhaltet es doch auch unsere eigene Freiheit zu sagen "ich finde das falsch wie dieser Mensch sich verhält!" aber genau dies lässt auch offen, "Du bist in Ordnung, nur Dein Verhalten nicht!" Was wir unseren Kindern beibringen und vorleben sollten können wir in solchen Fällen doch schwer umsetzen.

Ich habe da auch so meine Probleme. Manche Menschen sind mir einfach unsymphatisch und ich muss mir bewusst mehr Mühe geben, ihre positiven Seiten und Facetten wahr zu nehmen, als ich das bei Menschen tun muss, die mir symphatisch sind. Ich habe Schwierigkeiten zu sagen, jemand der so unüberlegt, unrefektiert und der so verantwortungslos und grausam handelt ist ein guter Mensch..... aber ich muss das nun wohl lernen, als angehende Sozialarbeiterin/-pädagogin ist genau das mein Job. "Das Gute sehen"; "Versuche und Fortschritte anerkennen" ich werde mich üben.

Und, unser eigenes Verstehen ist ja auch immer geprägt von unseren eigenen Lebensumständen, von unseren eigenen Werten und der persönlichen Ethik. Nicht immer kann man sich davon lösen....

Schwere Gedanken zur guten Nacht
Niana
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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Gerda
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Re: Unterstützen ohne zu urteilen

Beitrag von Gerda »

Schön, wie menschlich du das schreibst, Simone. :winken:

Ich glaube nicht, dass es irgendjemandem weiterhilft, wenn er verurteilt wird, sondern im Gegenteil. Was nützt es, wenn sich alle gegenseitig als Miststück beschimpfen. Da kommen wir doch nicht weiter für das Wohl des Kindes. Im Gegenteil. Stell dir mal vor, Natalia würde das alles hören, was hier gesagt/ geschrieben wird. Sie liebt ihre Mama, sie ist 7 Jahre alt und sie möchte nichts sehnlicher, dass Mama und Papa sie beide lieben und sie zu beiden regelmäßigen liebevollen Kontakt haben kann. Ich erinnere, als sie bei Igel und Felix gewohnt hat, war sie total unglücklich, dass Mama sich nicht gemeldet hat und sie Mama auch nicht sehen konnte. Das war sicher nicht anders, als sie bei Mama gewohnt hat und zu Papa und Igel keinen Kontakt haben durfte. Und das wird jetzt ja nicht anders werden. Nein, ich halte nichts davon, jemanden zu verurteilen und Miststück zu nennen. Alleine, weil ich es selber nicht möchte, dass jemand mich so nennt, werde ich es auch nicht von anderen tun.

Und Menschen, die ihre Kinder mißhandeln? Das ist total furchtbar. Und doch haben diese Menschen etwas in sich, das wir alle haben. Jeder Mensch trägt Samen der Gewalt in sich und jede Mutter lügt, die sagt, sie hätte noch nie den Wunsch gehabt, ihr Kind an die Wand zu knallen. Und jede Mutter, die es nicht gemacht hat, - warum hat sie es nicht gemacht? Weil sie ein besserer Mensch ist? Ich glaube nicht.

Elisabeht Kübler Ross hat in dem Buch über den Tod und das Leben danach, das du auch hast, geschrieben, dass sie ihre Motivation zu ihrer Sterbeforschung gefunden hat, als sie als junge Frau von 17 Jahren nach Polen reiste, um den Opfern des zweiten WEltkrieges zu helfen. Dabei sah sie Waggons voller Kinderschuhe von ermordeten Judenkindern, andere Waggons voller abgeschnittener Menschenhaare von ermordeten Erwachsenen. Da hat sie das Grauen überkommen, das sie für ihr ganzes Leben verändert hat. Und sie sagt, dass jeder Mensch das Potential hat, so grausam zu sein.

Ich selbst habe 25 Jahre Psychotherapie gemacht mit schwersttraumatisierten Opfern von Gewalt. Dabei habe ich lernen müssen, damit umzugehen, dass Menschen, die von ihren Eltern aufs brutalste mißhandelt worden sind,diese Eltern lieben und sich danach sehnen, von ihnen geliebt zu werden. Ich mußte lernen, das mitzufühlen und meine eigenen Urteile zurückzustellen. Hätte ich gesagt, "Dein Vater ist ein Miststück", dann hätte ich diese Menschen sehr verletzt.

Niemand hier in jedem seiner jeweiligen Lebensumstände, weswegen er/sie hier schreibt, kommt weiter, indem sie/er sagt, der andere sei ein Miststück, außer in ganz seltenen Fällen. Weiterkommen tut man glaube ich nur durch Entwicklung von sich selbst und durch Transformation.

LG
Gerda
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Muckelmaus
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Re: Unterstützen ohne zu urteilen

Beitrag von Muckelmaus »

Liegt es nicht hin und wieder auch mal daran, wie wir selbst an dem oder dem Tag "drauf" sind?
Sehen wir nicht vieles negativer oder sind eher bereit zu verurteilen, wenn wir uns selbst nicht so gut fühlen und umgekehrt ebenso? Sind wir nicht eher bereit, nach Hintergründen und Verständnis zu suchen, wenn wir uns gut fühlen?
Zumindest mir geht es schon mal so.

Je nach dem wie ich mich fühle, denke ich manchmal, dass der "Tonfall" in dem Geschriebenen überheblich, hilfsbereit, unterstützend, abwertend usw. usw. ist und wenn ich alles am nächsten Tag noch einmal lese, kann es sein, dass ich es ganz anders sehe.

Liebe Grüße
Muckel

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Re: Unterstützen ohne zu urteilen

Beitrag von Volker »

Liebe Gerda,

hier in diesem thread liegt viel was zu Versöhnung beitragen kann, wenn wir es wollen:

Du hast geschrieben

Gerda schrieb:
Jeder Mensch trägt Samen der Gewalt in sich und jede Mutter lügt, die sagt, sie hätte noch nie den Wunsch gehabt, ihr Kind an die Wand zu knallen. Und jede Mutter, die es nicht gemacht hat, - warum hat sie es nicht gemacht? Weil sie ein besserer Mensch ist? Ich glaube nicht.
Ich denke es ist wirklich so, dass Menschen erst dann "offen" für das Fehlverhalten anderer sind wenn sie in sich die gleichen Anteile entdeckt haben. Dann ist der Weg zu Vergebung und auch Selbstvergebung und damit auch zur Liebe frei.
Volker

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Re: Unterstützen ohne zu urteilen

Beitrag von Tamara22 »

Hallo an alle,

immer wenn ich über so etwas nachdenke bin ich froh, dass ich nicht beruflich tatsächlich Urteile fällen muß, ich würde mich da sehr schwer tun...
Was ich immer versuche ist das Verhalten vom Menschen an sich zu trennen. Ein Mensch verhält sich schlecht oder nicht in Ordnung, aber IST deswegen nicht schlecht oder nicht in Ordnung. Das Verhalten allein macht einen Menschen nicht aus, es ist nur ein Teil von ihm, nicht das Ganze. Deswegen können Menschen die schon einmal etwas falsch gemacht haben auch so schwer wieder Mensch werden, einfach nur Mensch SEIN, sie sind dann Verurteilter,Alkoholoker,Ex, Mörder, Dieb, Lügner...
Sie kämpfen gegen eine Identität an, die ihnen verpasst wurde, sicher auch durch ihr Verhalten, die aber nie den ganzen Menschen zeigen kann. Ja einer der gemordet hat hat etwas schlimmes getan, aber er ist nicht nur das...vielleicht ist er auch Vater und er ist Sohn, er ist Freund und vielleicht liebt er Tiere...

Für mich bedeutet die Idee wertfrei anderen zu begegnen, mich daran zu erinnern, dass ein Mensch unendlich viele Facetten hat, die ihn ausmachen und ich ihn nie im Ganzen erfahren kann...dem nahe komme ich nur in sehr engen und tiefen Beziehungen und die hat man einfach nicht mit jedem.

Ich finde es im Übrigen ganz wichtig, dass jeder Mensch zu seinen Taten steht, dafür gradesteht und auch die Konsequenzen trägt, dann wäre die Welt um ein Vilefaches schöner glaube ich...

LG Tami
Change it, love it or leave it.
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