Das Beste kommt zuletzt........

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Gerda
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Das Beste kommt zuletzt........

Beitrag von Gerda »

.....hieß der Film den ich gerade im Kino geguckt habe. Er handelt von zwei MÄnnern - einem schwarzen Automechaniker und einem reichen Weißen (Jack Nickolson), die sich im Krankenhaus auf der Krebsstation kennenlernen, beide die Diagnose erhalten, nur noch max. 1 Jahr zu leben und sich dann entschließen, gemeinsam allerhand Dinge zu machen, die sie unbedingt gerne erleben wollen - sowas wie Fallschirmspringen, Rennwagen fahren, Pyramiden in Ägypten sehen, einen Berg im Himalaya usw.
Am Ende stirbt der Automechaniker und der Milliardär spricht in der Trauerfeier und weint, weil er so glückliche 3 MOnate mit ihm erlebt hat.

In dem Film habe ich auch geweint. Der Automechaniker war eine Seele von Mann. Er war seiner Frau zutiefst treu. Auch auf der Reise, als er die Gelegenheit hatte, mit einer sehr interessanten attraktiven Frau eine Nacht zu verbringen, hat er das abgelehnt, weil er seine Frau so liebte - und sie ihn. Das hat mir so gut gefallen, weil es auch mein Wert für Partnerschaft ist, der mir sehr wichtig ist und ich vertraue darauf, den in meiner Partnerschaft auch entgegengebracht zu bekommen. Das bedeutet mir sehr viel. Aber am meisten habe ich geweint, weil ich so traurig darüber bin, dass meine Familie zerbrochen ist.

Nachdem ich nun 16 Jahre getrennt bin und meine Kinder alle erwachsen sind, bin ich immer noch traurig - habe es vielleicht gerade erst begriffen - dass meine Familie zerbrochen ist. Es ist nicht nur die Partnerschaft gescheitert, sondern die Gemeinschaft, die mir so viel bedeutet hat, für die ich so viel getan habe, ist einfach nicht mehr da. Meine Kinder habe ich das letzte Mal vor 2,5 Jahren alle zusammen gesehen. Es scheint ihnen nichts zu bedeuten, eine Gemeinschaft zu pflegen. Ich sehe sie einzeln, und auch nur 2 der 3 Kinder. Meinen jüngeren Sohn sehe ich gar nicht mehr. Für ihn bin ich die böse Mutter, die alles schuld ist und die seine überzogenen Erwartungen ("wir brauchen keine Oma, die nicht regelmäßig jede Woche die Kinder nehmen kann") nicht erfüllt.

Oft frage ich mich, ob es normal ist, dass man keine Gemeinschaft mehr ist. Dass es eine normale Entwicklung ist, dass die Kinder sich lösen und von einem nichts mehr wissen wollen. Mein Älterer und meine Tochter halten zwar Kontakt mit mir, der auch von gegenseitigem Interesse und vielen geglückten Begegnungen getragen ist, aber Familie? Das kann ich fast gar nicht mehr fühlen.

Es ist für mich immer wieder aufgetaucht in den letzten Wochen, dass ich feststelle, dass meine Familie zerbrochen ist nachder Scheidung . Mir war das nicht bewußt vorher. Ich dachte, ich habe ja noch eine Familie, ich habe eben nicht mehr meinen Exmann. Ich merke aber, dass das nicht so ist. Ich habe nur noch 2 Söhne und 1Tochter, 1 Sohn und Tochter haben einzelne Beziehungen zu mir.

Mein Exmann verweigert nach wie vor den Kontakt zu mir. Ich finde es immer noch total schrecklich, dass er nach so langer Zeit sich nicht mit mir versöhnen will. Ich habe es für mich formuliert, dass ich es als Verbrechen fühle, sich nicht zu versöhnen und für ein Ende dieses Zustandes zu sorgen. Meine Bemühungen hat er aber alle abgelehnt. Die Kinder sind auch als Erwachsene immer weiter im Loyalitätskonflikt. Meine Tochter ist an Weihnachten weggefahren, weil sie keinen Familienstress möchte.

Ich bin so traurig über das alles. Es fühlt sich richtig an, darüber zu weinen. ETwas in mir weigert sich aber immer noch, zu akzeptieren, dass es so ist und etwas anderes fühlt, dass sich daran nichts mehr ändern läßt.

Gerda
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Tinkaa
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Re: Das Beste kommt zuletzt........

Beitrag von Tinkaa »

LIebe Gerda,

es tut mir sooo leid für dich, was ich da lesen musste.
Ich glaube, in dir fühlt das Mutterherz den größten Schmerz...

Habe eben kurz nachgedacht, bin mir sicher, mir würde es ganz genau so gehen.
Diese Gemeinschaft - auch ohne Ex-Mann- über die du geschrieben hast, ist etwas ganz Wichtiges und Schönes.

Lebst du jetzt allein oder hast du jemanden, der dich auch trösten kann?

Fühl dich mal gedrückt von Tinka
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Gerda
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Re: Das Beste kommt zuletzt........

Beitrag von Gerda »

Liebe Tinka,

danke, dass du geschrieben hast. Deine mitfühlenden Worte tun gut. Ich glaube, es ist nicht das Mutterherz, das mir weh tut. Es ist überhaupt allumfassend ein Schmerz darüber, dass diese Gemeinschaft Familie zerbrochen ist. Diese Gemeinschaft, wie eine kleine Seilschaft im Leben. Wo jede/r für jede/n da ist und alle für eine/n, wo es Zusammengehörigkeit gibt. Mir war es nie bewußt, dass Scheidung das auch bedeuten kann und bei mir bedeutet. Dass eben nicht nur die Beziehung zu meinem Exmann zerbrochen ist, sondern die ganze Familie. Ich habe mich immer gewehrt ,das zu erkennen, wohl weil ich es als so schmerzlich erlebte und deshalb gar nicht wahrhaben wollte.
Vielleicht ist es auch ein natürlicher Lauf der Welt und der Familie, denn ich weiß ja nicht, wie die Beziehungen geworden wären, wenn wir Eltern uns nicht getrennt hätten.

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MarliJo

Re: Das Beste kommt zuletzt........

Beitrag von MarliJo »

Liebe Gerda,

:trost:

ich habe den FIlm vorgestern gesehen. Auch ich musste etwas weinen. An der Stelle, als der Millionär zu seiner Tochter fuhr, zu der er den Kontakt ja abgebrochen hatte.

Dass du so traurig bist, kann ich gut verstehen. Es ist auch traurig, wenn die Familie, die man sich mal gewünscht und an der man vielliecht viele Jahre "gebaut" hat, auseinanderbricht. Manchmal vergeblich oder in die ganz falsche Richtung. Dann folgt die Trennung und man stellt fest: Da ist etwas zerbrochen, was nicht mehr zu reparieren ist.
Mir geht es genauso.
Aber, du,ich und viele andere wissen doch auch, dass unsere Beziehungen nicht "einfach" so auseinander gegangen sind, sondern dass es dafür - oft schmerzliche- Gründe gab. Und doch tut es uns so weh, unsere "erste Wahl" verloren zu haben.
Weist du Gerda, meine Bruder sagte mal zu mir. >Für die Kinder gibt es nach der Scheidung nur noch die ZWEITBESTE Lösung<.
Vielleicht hat er recht, vielleicht fühlt es ein Kind GENAUSO?!
Ich denke oft darüber nach, ob es so ist. Letztlich komme ich aber immer zu dem Schluss, dass, ganz gleich ob es sich um die
"zweitbeste" Lösung handelt oder nicht, es meine Kinder und ich wert sind, an guten Lösungen zu arbeiten.
Und Gerda,.. du schreibst es selbst. Wie die Beziehung - und ich möchte hinzufügen wie das Leben- deiner Kinder ohne Trennung verlaufen wäre, weist du nicht. Wir wissen es alle nicht, was wäre, wenn... !!
Was uns bleibt, ist auf das zu blicken, was wir HABEN, und nicht auf das, was wir NICHT haben,oder?
So ein bischen darauf zu trauen >Das Beste kommt zum Schluss<. Aber besser wäre in unserem Fall > nicht immer zuerst<.

Was mich auch immer sehr traurig macht, ist die anscheinende Tatsache, dass Versöhnung soooo schwer möglich ist. Es würde vieles leichter machen.

Lieben Gruß
MarliJo
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Re: Das Beste kommt zuletzt........

Beitrag von Bine40 »

Hallo Gerda!

Fühl dich erst mal lieb gedrückt! :trost:

Ich habe den Film leider noch nicht gesehen, aber so ähnlich wie Du hab ich mich gefühlt, als meine Ehe zerbrach.

Es geht nicht nur eine Ehe kaputt, sondern ein Lebenstraum :meinung:

Wir wollten mit diesem Mann - oder Frau - ein ganzes Leben zusammenbleiben, Träume realisieren, Nester bauen, Kinder großziehen, harmonischen Kontakt beider Familien erleben und so vieles mehr - und dann kommt das AUS.

Auch ich habe einen unversöhnlichen Ehemann, kann mich mit nur wenigen der (Ex) Familie an einen Tisch setzten, die Kinder habe Kusinen, die sie nie gesehen haben und versuche einfach weiter zu machen. Manchmal überfällt mich dieser Zustand wie ein Monster, lähmt mich und macht mich sehr traurig.

Den Kindern nicht das geben zu können wie ich es wollte, schmerzt und macht auch ein Stück wütend auf einen so uneinsichtigen Mann. Ich hätte es sehr geschätzt mit ihm auf der Hochzeit unserer Kinder tanzen zu können ....leider niemals möglich.

Liebe Gerda, Du hast noch den Kontakt zu Deinen Kindern, wenn auch nicht so wie Du wünscht, aber Du allein kannst ein WIR nicht aufrechterhalten.

Ich erlebe Dich als sehr einfühlsame Person mit dem Herz auf dem richtigen Fleck und ich denke Deine Kinder werden Dich bestimmt auch so sehen. Manchmal sehen - auch erwachsene- Kinder das erst später.

Liebe Grüße
Bine
Wenn Gott Dir eine Tür zuschlägt, öffnet er Dir ein Fenster.
sonnenschein2
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Re: Das Beste kommt zuletzt........

Beitrag von sonnenschein2 »

Liebe Gerda,
ich kenne den Film nicht von dem du berichtest. Aber ich kenne das Gefühl, dass du beschreibst. Das Ideal von Familie ist zerbrochen. All das wofür wir gelebt haben, was uns erstrebenswert schien ist kaputt....Es tut sehr weh vor den Scherben zu stehen. Alleine und teilweise so sehr hilflos. Und doch machen wir weiter. Wir können es nicht ändern Gerda.
Ich bin fest davon überzeugt, dass du stets das Beste für deine Familie, Kinder und Enkel möchtest. Manchmal können dies Kinder aber nicht sehen. Ich weiß, dass dein Herz angefüllt ist mit Liebe für sie. Vielleicht gibt es eines Tages einen Weg, vielleicht aber auch nicht.
Kannst du das so für dich annehmen? Trauere um deine Familie und die Kinder, aber gebe dich und deine Ziele nicht auf. Und das hättest du vielleicht getan, wenn du die Ehe aufrecht erhalten hättest. Um welchen Preis?

Ich fühle mit dir in deinem Schmerz und in deiner Trauer um ein Leben, dass wir uns so ganz anders gewünscht haben und hatten. Aber ich ich weiß, dass du ein ganz wundervoller Mensch bist, angefüllt mit Liebe und Zuneigung und Gerechtigkeit. Manchmal müssen wir uns von Idealen verabschieden um zu überleben.
Fühl dich hier von mir und uns angenommen und gemocht, so wie du bist. Du bist so wertvoll für uns hier. Vielleicht kann dir das ein ganz kleiner Trost sein.

Ich umarme dich und denke ganz fest an dich
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Re: Das Beste kommt zuletzt........

Beitrag von FSapiatz »

Liebe Gerda! =) (... :) )

Hallo, Ihr Lieben :winken: !

Weißt Du, Gerda, ich – der ich eine eigene intakte Familie habe – verspürte beim Lesen Deiner Eingangszeilen genau die gleiche Trauer, wie Du, nur, dass es bei mir ein altes Gefühl (und wie ich immer noch finde, ein Negatives =) !) ist, über 30 Jahre alt. Die Einheit Familie ist zerbrochen.

ABER:

Ich habe durch dieses Zerbrechen neue, lieb gewordene Familienteile dazu gewonnen!

Das hast Du auch. Du lebst in einer Beziehung, die, soweit ich das im Laufe der Zeit mitverfolgen konnte, ausgefüllt und schön für Dich ist.

Ich kenne den Film noch nicht.

Aber ich kenne das Leben. Gerade vorgestern war ich mit meiner Familie bei meinem Vater+Frau, mein Bruder hatte schon mittags unsren Neffen dort abgegeben, denn er wollte mit seiner Frau abends etwas unternehmen.
Tja, und da saßen wir dann. Wir haben uns von dem kleinen Felix (der nicht Muckels Felix ist :D :D ) in den Bann ziehen lassen, ein nicht mal zweijähriger Kerl, der eine ganze Mannschaft von Erwachsenen bzw. auch meine Kinder beschäftigt hat – HERRLICH! =)

Lass mich uns noch einmal an den Text erinnern, den Text, den Du schon vor Jahrzehnten kennen lerntest, ich erst vor ein paar Tagen! Du hast Deine Kinder zu eigenständigen, selbständigen Persönlichkeiten gemacht. Wenn jetzt Dein Sohn ZU selbständig ist, so kannst Du doch trotzdem die Gewissheit in Dir tragen, ihm zu eben Dieser verholfen zu haben, DU hast ihn (über-)lebensfähig gemacht!

Etwas in Deinen Zeilen wollte ich noch aufgreifen:

>>Diese Gemeinschaft, wie eine kleine Seilschaft im Leben.<<

Da kann, darf und muss ich mitreden, denn es war eine Seilschaft, die mich fast das Leben kostete, damals – am Berg.
Gerda, Keiner ist frei von Fehlern, Du weißt das schon länger, ich habe es erst in der letzten Zeit begreifen gelernt.
In „meiner“ Seilschaft hat mein bester Freund einen fatalen Fehler gemacht, der mich beinahe umgebracht hätte. Er hat das falsche Seilende gegriffen und mir gesagt, dass ich mich „reinsetzen könnte“ – der Sturz war hart, ... .
Ich glaube nicht mehr an Zufälle: als ich fiel, musste meine Frau zusehen, und sie trug damals schon unseren Sohn unter dem Herzen.

Unser Sohn ist sehbehindert.

Und ich glaube, dass er „nicht sehen“ wollte, wie sein Vater stirbt, bevor er ihn kennen lernen durfte... .

Seilschaft hin oder her, am Ende musst Du selber Dein Geschick regeln, denn: Fehler passieren.

Ich habe aus dieser Zeit noch etwas anderes mitgenommen:

WENN ein Fehler passieren KANN, dann wird er auch begangen – früher oder später, aber es wird passieren!

Fühl Dich mal lieb gedrückt, liebe Grüße senden

Fränkieh und auch Birgit! =)
Volker
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Re: Das Beste kommt zuletzt........

Beitrag von Volker »

Hallo Gerda,

es gab mal mal eine Gelegenheit da hab ich etwas skeptisch geäußert, dass ich da bei aller Trauerprofessionalisierung, den Ausdruck der Gefühle vermisse.

Nun bist du so mutig und so stark die Gefühle zu deinem Erleben der Trennung damals zu erfahren. Da steh ich einfach schauend da und bezeuge was ich hier von DIr lese. Die Polarität, dass es sich richtig anfühlt zu weinen und dass es einen Teil gibt, der das alles nicht glaubt und auch einen Teil, der das alles anerkennen (muss).

All das ist schmerzlich und traurig.
Ja.
Volker

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Gerda
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Re: Das Beste kommt zuletzt........

Beitrag von Gerda »

Ihr Lieben alle,

danke für Eure lieben Antworten! Ich mußte gleich schon wieder weinen. Aber für mich ist Trauer eben nicht Negativität, sondern die Antwort eines lebendigen Herzens auf Abschiede und Trennungen, und diese Herzensantwort will auch gesehen und mitgefühlt werden. Ich fühle die Trauer als große Transformatorische Kraft und mag diese Fähigkeit von mir - auch wenn ich den Schmerz erst mal lieber "weg" hätte. Und ich begreife erst jetzt, dass dieses Zerbrechen der Gemeinschaft passiert ist und dass ich nicht alleine die Kraft habe, Gemeinschaft zusammen zu halten.

@Marlijo: Nein, das Thema war jetzt nicht mehr die Trauer, den Partner verloren zu haben, sondern dass nach dem Verlust noch mehr Verlust kommt: der Verlust des Vaters meiner Kinder, mit dem ich als nacheheliche Familie ja auch noch Kontakt haben KÖNNTE, und die Elternverantwortung gemeinsam tragen KÖNNTE und für unsere Kinder da seinKÖNNTE, wenn er sich nicht so bescheuert und stur und unversöhnlich anstellen würde. Was dann auch zum Verlust der Gemeinschaft führt, denn die Kids empfinden Familie als Streß. Das hätte ich gerne verhindert und ist ein zusätzlicher Verlust zu dem des Partners.
Ja, diese Stelle fand ich auch sehr berührend. Ich glaube, alle Menschen kennen diese Versöhnungssehnsucht. Und was so besonders berührend für mich war, war, dass dieser Haudegen und Draufgänger so gehandelt hat, wie sich wahrscheinlich jede Frau sehnlichst wünscht, dass ihr Vater handelt - dass er ihren mißhandelnden Ehemann in die Flucht schlug. Und dass dann die Tochter daraufhin den kOntakt zum Vater abgebrochen hat. Und dass dann doch dieser Draufgängertyp so weich und versöhnlich wurde, dass ER die Verantwortung übernommen hat für die Versöhnung. Was wäre es schön, solche Väter zu haben!!! Und was wäre es überhaupt schön, wenn Versöhnung ein höherer WErt wäre, den mehr Menschen verwirklichen, anstatt in immer weiteren Machtkämpfen draufzukloppen.

@Bine: deine lieben worte trösten mich. Es geht nicht mehr darum, dass der Lebenstraum der Beziehung zu dem Mann zerbrochen ist und die Beziehung zu ihm als Paar. Sie ist auch als Eltern zerbrochen, etwas, das eigentlich gar nicht geht. Ich fühle seine Verweigerung als Verbrechen, als Kindesverletzung, noch immer als Verrat an unserer Liebe, deren Dokumente unsere Kinder und Enkelkinder sind und die darunter leiden.
Und mir ist es erst jetzt klar geworden, dass dieses Zerbrechen stattgefunden hat. Ich glaube, es ist auch erst seit 2,5 Jahren so, und ich hatte gedacht, es würde sich wieder einrenken - aber ich spüre nun, dass meine Kinder einfach ihre Wege gehen und zwar ganz weit von der Familie weg. Sie schließen mich aus aus ihrem Leben, und die Hoffnung, dass es nur eine Phase ist, fühle ich nicht mehr.
Ja, es mag sein, dass sie irgendwann wieder einen Schritt auf mich und auf Familie und auf Gemeinschaft zukommen, aber das ist nicht so im Moment.

@Sonnenschein: Danke, dass du mich so liebevoll und wertvoll siehst. Das erinnert mich daran, über mich selbst SO zu fühlen und nicht so, als sei ich ein schlechter Mensch, weil meine Kinder mich nicht so liebevoll behandeln, wie ich es mir wünsche. Ja, es ist mir ein Trost, dass du mich so siehst. Und ja, ich muß mich von den Idealen verabschieden und das ist mit Trauer verbunden, damit auch wieder etwas Neues kommen kann.

@Frankie: so ganz verstehe ich deine Botschaft nicht. Denn ich habe im Gegensatz zu dir keine Familie hinzugewonnen, sondern betrauere ja gerade, dass sie weniger geworden ist - nicht weniger Personen, aber weniger Gemeinschaft, weniger Zugehörigkeit, weniger Sicherheit, weniger Halt. Dass ich eine neue Partnerschaft habe, steht auf einem ganz anderen Blatt und macht den Verlust nicht weniger traurig.

Auch das, was dir zu dem Stichwort Seilschaft einfällt , mag ich so gar nicht auf mich beziehen. willst du mir sagen, "sei nicht traurig, Gerda, Seilschaften taugen sowieso nichts, sieh nur mich an?" Ich finde es sehr bestürzend und schrecklich, was du erlebt hast, und offenbar ist dieses Trauma auch noch nicht wirklich verarbeitet. Aber es ist ja auch deshalb so schrecklich, weil es ein schlimmer Vertrauensbruch ist, der da durch die Unachtsamkeit deines Kollegen passiert ist. Denn eigentlich sind Seilschaften im Leben unabdingbar und Gemeinschaft ist eine Qualität, die hier sehr fehlt. Es ist sehr schön, dass du sie mit deiner intakten Familie erleben kannst. Ich bin traurig, dass ich so gar nichts Intaktes an Gemeinschaft mehr fühle und ich beneide dich sehr darum.

LG, auch an Birgit zurück
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Re: Das Beste kommt zuletzt........

Beitrag von Gerda »

Ich weiß nicht, wie das passiert - ist mir jetzt schon zum zweiten Mal passiert - dass mein Post noch mal als Zitat auftaucht - hab ich jetzt mal gelöscht.
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Re: Das Beste kommt zuletzt........

Beitrag von sonnenschein2 »

Liebe Gerda,
ich finde es sehr mutig von dir dich der Trauer mit all ihren Gefühlen zu stellen und es auch anzunehmen. Ich glaube es gehört sehr viel Mut und Kraft dazu zu sagen: siehe hier stehe ich mit all meiner Verzweiflung und Trauer und Ohnmacht." Es ist gut, dass du diese Gefühle zulassen kannst. Ja, du sagst es selbst richtig...erst dann kann vielleicht ein neuer Anfang geschehen. Ein Ende birgt immer wieder einen Beginn von etwas. Es kann auch eine Chance sein. Vielleicht können wir diese Chance noch nicht richtig sehen und wahrnehmen, aber ich glaube fest daran. Es wird für uns irgendwann andere Formen und Arten von Familie geben.
Halt nicht mehr die Konstellation Mutter Vater Kind...

Du bist wertvoll und es ist schön, wenn du es so langsam annehmen kannst. Wenn auch nur von uns hier*lächel* Wir alle begleiten dich auf deinem Weg der Trauer und des Neubeginns.
Glaube an dich und deinen Weg.
Alles Liebe
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Re: Das Beste kommt zuletzt........

Beitrag von Volker »

Hallo Gerda,

Heilung geschieht schon alleine dadurch, dass wir diesen Gefühlen Raum geben können. Und in aller Trauer freue ich mich mit Dir, dass du dir das erlauben kannst.
Da schließ ich mich sonnenschein an...
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MarliJo

Re: Das Beste kommt zuletzt........

Beitrag von MarliJo »

Liebe Gerda,

vielleicht habe ich da etwas nicht richtig herrausgelesen und deswegen dein Thema nicht so richtig erfasst, vielleicht habe ich auch meine eigene Situation zu sehr reflektiert. Wenn dass so ist, tut mit das sehr leid, Gerda.
Was uns verbindet, ist die Trauer und der Schmerz darüber etwas verloren zu haben, was wir eigentlich nicht verlieren wollten.
Und wir können das nicht zurückholen, weil es nicht in unserer alleinigen Macht steht. Ebensowenig den Verlust nach dem Verlust
zu stoppen, fällt schwer, wenn es Andere so nicht wollen, sich distanzieren, ignorieren und so den Weg für eine versöhnliche Atmosphäre verbauen. Das schmerzliche daran ist glaube ich , dass so einsehen zu müssen und damit zu leben.
Mir stiegen auch die Tränen in die Augen als ich Bines und Sonnenscheins Beiträge las,weil mir da wieder so bewusst wurde,was eine
Trennung doch für deutliche Spuren hinterlässt. Und es treibt mir einen Kloß in den Hals, wenn ich daran denke, wie lange einen dieser Schmerz über den Verlust einer geborgenen FAmilie wohl "verfolgt".
Wenn meine Kinder nach einer Woche wieder zu ihrer Mutter gehen, spüre ich das in aller Heftigkeit - in den letzten Wochen besonders. Dann in eine leeres Haus zu kommen, Kindersachen zu sehen, aber keine Kinder - das tut oft sehr weh. Dabei habe ich noch das Glück, meine Kinder genausoviel erleben zu können, wie ihre Mutter.
Aber die Gemeinschaft, JA Gerda, die fühle ich auch nicht mehr. Sie ist weg - jedenfalls so, wie wir sie uns mal gewünscht haben. Und ich gebe dir recht, wenn du sagst, der Verlust dieser Gemeinschaft und der Kinder hat nichts damit zu tun, einen neuen Lebenspartner zu haben. Ja, das steht - so schön sich das natürlich anfühlt- auf einem anderen Blatt Papier.
So haben wir wohl keine andere Wahl, als uns (so wie es Sonnenschein und Volker schreiben) diesem Schmerz darüber ,etwas unwiederbringlich verloren zu haben, zu stellen und ihn zuzulassen.
Ich glaube zu spüren, dass du das kannst und du auch weitergehen kannst.

Das wünsche ich dir !
MarliJo
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Gerda
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Re: Das Beste kommt zuletzt........

Beitrag von Gerda »

Es ist so schön, wie liebevoll ihr mir schreibt! ES berührt mich angenehm. Es tut mir gut, wenn damit ein Raum geöffnet wird, in dem Trauer sein darf und gesehen wird und nicht bewertet wird. Ja, ich fühle meine Trauer immer und drücke sie auch immer aus und mache die Erfahrung, dass sie sich wandelt dadurch und es ist schön, dass das auch im Forum möglich ist. Und es ist auch schön, ein wenig Verbundenheit zu spüren, wenn du MarliJo an der selben Stelle weinst, wie ich.

Es ist so erstaunlich, WIE LANGE dieser Prozess des Schmerzes und der Trauer geht. Anfangs dachte ich, das hört irgendwann mal auf. Aber das ist nicht so. es gehört mit zum Leben dazu.

Ja, ich kann mich auch noch gut erinnern daran, wie ich auch immer wieder traurig war, wenn meine Tochter nach einer Woche wieder bei ihrem Vater war. Ich mußte sie jedes Mal aufs Neue verabschieden, es hat jedes Mal wieder aufs Neue weh getan, es wurde auch in vielen Jahren nicht besser. Aber nach diesem Abschiedstag habe ich es auch oft genossen, unabhängig zu sein, abends "raus" zu gehen ins Kino oder zu FreundInnen.

Gerda
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Re: Das Beste kommt zuletzt........

Beitrag von sonnenschein2 »

Liebe Gerda,
manche Trauer dauert ein Leben lang. So fühle ich es oft. Es gibt Zeiten, da geht alles gut und ich denke nicht daran. Aber dann komme Tage, Stunden oder Erinnerungen da überkommt mich der Schmerz mit aller Heftigkeit....Und doch bin auch ich froh, dass ich die Fähigkeit erlerne zu trauern. So viele Jahre habe ich das Gefühl nicht zugelassen. Habe gedacht es muß doch jetzt vorbei sein. WArum soll ich mir das vorschreiben lassen? Trauer heißt, wie du es auch tust, sich den Gefühlen zu stellen und sie zu verarbeiten.
Was kann ich noch mehr betrauern als den Verlust von Familie und Kindern? Nimm dir alle Zeit und allen Raum der WElt den du brauchst. Und wann immer du magst..hier ist Raum und auch jede Menge Zeit für dich...
Liebe Grüße
Sonnenschein2
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