Mein Papa......

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Ansa
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Mein Papa......

Beitrag von Ansa »

Guten Abend Ihr Lieben,

seit Wochen denke ich darüber nach was ich tun soll..... vor lauter "bloß an nichts rühren" und "ja keine Entscheidung herbei zwingen" bin ich nun an dem Punkt an dem ich überlege, wie ich damit umgehen soll und was "mein Zögern" für mich bedeutet.

Ich fang mal von vorn an, viele von Euch wissen, das ich am Freitag heiraten werde. Da ich seit der Konfirmation meiner Großen keinen Kontakt mehr zu meinem Papa habe, weiß er von meinem Vorhaben nichts. Zwar kennt er den Liebsten, sie haben sich ein Mal gesehen..... aber.... und ich überlege, was teile ich ihm wie mit. Und überhaupt, teile ich ihm etwas mit?

Was wird er denken? Das ich ein Geschenk will vermutlich und das möchte ich in keinem Fall..... wie wird es mir gehen, wenn er nicht reagiert? Was wird er denken, wenn er es von anderen erfährt? Das ich eine schlechte Tochter bin? Hmh.... wer legt das fest? Irgendwo in mir flüstert die alte kleine Niana und die große sagt "ph, was solls.... ich kann ihn nicht ändern....!" Ach menno. Und vor lauter Zögern hab ich ihn weder eingeladen noch bislang geschrieben. Das ist jetzt auch in jedem Fall zu spät.....

Die Sache ist die, mein Papa hat soweit ich mich erinnere nie wirklich Interesse an mir gezeigt. Weder war er zu meiner Konfirmation da noch zu meiner standesamtlichen Trauung. Jedes Mal war er beruflich im Ausland. (aber er hätte frei bekommen und hätte kommen können.....) Bei mir war er immer nur zu Besuch weil er meine Mutter begleitet hat, seid ihrem Tod kommt er nicht mehr. Er bringt so Sachen wie "Klar Mittelchen kannst Du in den Ferien kommen, ruf mich vor den Ferien an, dann sprechen wir was ab." Die Maus meldet sich zwei Wochen vor den Ferien und hört "also, das ist zu früh, melde Dich doch später noch mal....." Sie meldet sich am 1. Ferientag und dann sind alle seine Termine ausgebucht und er sagt "ach, das ist viiieeel zu spät, das wird nichts." Während ich wieder mein Kind trösten darf.....

Ständig behauptet er, er habe meine Anschrift nicht. Dabei hab ich sie ihm mehrfach geschrieben, meine Telefonnummer bei ihm selbst in sein Adressbuch eingetragen.... ich ruf an "wir sind in der Nähe, hast Du eine halbe Stunde Zeit?" Er sagt immer "Nö, hab grad was vor." Ich hab dann weinende Kinder im Auto. *grummel*

Ich schreib zum Geburtstag Karten und bekomme nie eine Antwort. Mein Mittelchen hängt so an ihm, sie hat ihm vor einiger Zeit geschrieben das sie ihn lieb hat, ihn vermisst und ihn sehen möchte.... Antwort? Keine! Hoch und Heilig wollte er zur Konfirmation der Großen kommen und dann musste er in Urlaub fahren, der war angeblich schon vorher gebucht (obgleich ich das Datum der Feier bei ihm in den Kalender eingetragen hab und da stand nichts von Urlaub....). Dabei fährt er immer selbst und kann frei entscheiden wann er fährt. Anstatt am Sonntagabend hätte er am Samstagabend zurück kommen können, um seine Enkelin zu begleiten.... aber? Nicht einmal eine Karte hat er ihr geschickt und das war der Punkt an dem ich sagte, "nicht wieder..... wir haben das nicht nötig jemandem nachzulaufen der uns so deutlich zeigt, das wir ihm am Ar.... vorbei gehen.!"

Das er mich schlecht behandelt hat ist das eine.... aber das er das mit meinen Kindern ebenso tut, das tut mir viel zu weh. Das muss ich nicht haben..... zudem, ich bin von ihm misshandelt worden, emotional, verbal (es gab Monate da rief er mich nur Klappstuhl weil ich in seinen Augen eine Niete im Sport war) und auch körperlich. Beschimpft, erniedrigt und, nun ja, ich hab lange daran gearbeitet, diese Dinge zu überwinden. Sie sind vergeben, aber nicht vergessen.....

Meine beiden Geschwister wohnen noch bzw. wieder zu Hause. Zu ihnen habe ich ebenso wenig Kontakt. Mein Bruder ist jetzt 35 und wohnt immer noch daheim...., meine Schwester wohnt angeblich wieder daheim. Ungut finde ich das..... aber sie waren ihm auch schon immer lieber als ich. Ich war zu aufmüpfig, zu frech, zu ungezogen (als er mich Klappstuhl rief, antwortete ich solche Dinge wie "schon schade, das Du Dir meinen Namen nicht merken kannst" und zahlte das mit Ohrfeigen..... ) während meine Geschwister still wurden ging ich irgendwann auf und davon. Sie wurden immer unterstützt, mit Autos, mit Geld, mit allem was möglich war, und ich musste, als ich auszog meinen Hausschlüssel abgeben und bekam nie wieder einen. Ich durfte nicht mehr die Schränke öffnen um mir ein Glas zu nehmen, weil ich ja jetzt Gast war. So hab ich seit Jahren zu gesehen und bin auch früh darüber, unabhängig zu sein. Trotzdem....

Und wenn ich das so lese, dann denke ich, ich sollte es lassen...... nur hab ich das Problem dann verlagert, denn mein Mittelchen möchte ihn zu ihrer Konfirmation im April einladen, unbedingt. Und spätestens dann wird er erfahren, das ich geheiratet hab.... oder auch nicht, weil ich davon ausgehe, das er nicht kommen wird.

Kann mir jemand von Euch einen Rat geben?

Nachdenkliche Grüße
Niana

P.S. und doch muss er mich einmal geliebt haben.... es gibt Fotos auf denen er mit mir spielt, ich erinnere mich, das er mich als kleines Mädchen auf den Schultern trug, das er stolz auf mich war, damals, als ich noch klein war.....
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
Simone

Re: Mein Papa......

Beitrag von Simone »

Liebe Niana,
mir kommen so sehr die Tränen bei deinen Worten. Es erinnert mich sehr an meinen Vater, insbesondere dein letzter Satz. Er trieb mich so weit, das ich letztens meine Mama gefragt hab, ob mein Vater mich überhaupt gewollt hat. Ja. Solche Fotos gibt es von mir und ihm auch. Aber er behandelt mich nicht besser....
Und frei raus würde ich sagen, schick ihm eine Karte NACH der Hochzeit.

Aber jetzt kurz OffTopic: Bist schon aufgeregt? :D Habs mir in meinen privaten Kalender eingetragen für Freitag. :umarmen:
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Gerda
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Re: Mein Papa......

Beitrag von Gerda »

Liebe Niana,

erst mal möchte ich dich mal in den Arm nehmen und dir sagen, wie wunderbar du bist! :umarmen: So eine Tochter wie dich kann man sich total wünschen und wer dich nicht mag und schätzt als Eltern, der hat irgendeine Störung.

Es tut mir sehr sehr leid, was du erlebt hast in der Kindheit mit deinem Vater und auch später als Erwachsene. Es erinnert mich an Simone :winken: , wo der Vater auch so wenig sich für Beziehung einsetzt. Menno, warum wissen so viele Väter soo wenig von Liebe, Wertschätzung und Anerkennung den Kindern gegenüber!

Ich dachte auch beim Lesen, "ah, noch Eine!" Ich habe nämlich aus anderen Gründen keinen Kontakt zu 7 Geschwistern und Eltern, schon seit Jahren, weil sie sich so "krank" mir gegenüber verhalten, dass ich es nicht aushalte.

Toll finde ich, dass du schon als Kind dein "schade, dass du ....." konntest und es gefällt mir total gut, dass du "schade, dass du meinen Namen nicht kennst". Puh, was ist das mit dem Klappstuhl gemein und ekelhaft von ihm!! gewesen!!

Ich kann gut verstehen, dass die Beziehung zum Vater vor der Hochzeit Thema wird. Traditionell hat der Vater einer Tochter eine ganz bestimmte Rolle, nämlich "die Braut dem Bräutigam zu übergeben". Das hat einen symbolischen Wert, den väterlichen Segen für die neue Ehe zu bekommen, und ich verstehe deine Frage auch in diesem Kontext. Denn vor der Hochzeit ist der Vater der naheste männliche Anverwandte. Er erbt z. B. , wenn es keine Kinder gibt. usw. Also da ist ganz viel in der Beziehung zum Vater, was sich ändert durch die Hochzeit, was man soo im Alltagsbewußtsein gar nicht spürt, aber wenn man tiefer guckt, dann spürt man es.

Dein Vater hat sich die Ehre, an deiner Hochzeit teilzunehmen schon längst verscherzt. Für einen Klärungsprozess der Beziehung ist es viel zu spät. Ich lese aber aus deinen Zeilen die traurige Tochter, die sich eine viel bessere Beziehung wünscht und auch eine väterliche Begleitung von einem Vater, der sich dieses Recht, sich so zu nennen noch nicht verscherzt hat. Ich lese auch, dass du ihn nicht vor den Kopf stoßen willst und dass da auch noch irgendwo die Tochter ist, die "brav" sein will.

Es gibt viele Möglichkeiten, damit umzugehen, Niana, und niemand kann dir etwas raten. Ich weiß, dass du immer alles, was mit Familie zusammenhängt, total GUT FÜHLEN kannst und ich vertraue darauf, dass du im "Prozess" der Hoch-Zeit das "Richtige", das für dich richtige fühlen wirst.

Ich schreibe dir mögliche Varianten, die ich mir vorstellen kann - vielleicht können sie ein bisschen Inspiration sein für DEINE VARIANTE.

Du lädtst deinen Vater spontan ein: Lieber Papa, da du meist kein Interesse daran hast, was in meinem Leben für wichtige Dinge passieren, habe ich zuerst gar nicht darüber nachgedacht, dich einzuladen. Jetzt, 2 Tage vor der Hochzeit will ich es dir aber doch sagen, ich heirate den Liebsten und du bist herzlich eingeladen.

Oder: du schreibst ihm 2 Wochen nach der Hochzeit eine Karte: Lieber Papa, ich habe vor 2 Wochen den Liebsten geheiratet. Ich wollte die Hochzeit nicht mit den Komplikationen unserer Beziehung belasten, möchte aber, dass du weißt, dass ich nun glücklich verheiratet bin.

Oder nach der Hochzeit: Lieber Papa, ich habe vor 2 Wochen geheiratet und gemerkt, wie wichtig es mir wäre, dass wir ein viel besseres Verhältnis hätten und du als Vater und Großvater wesentlich präsenter für mich und meine Kinder wärst. Was denkst du dazu, könntest du dir vorstellen, dass wir unsere Beziehung verbessern und etwas tun dafür? Z. B. einige Gespräche Familientherapie.

Liebe Niana, mit einer lieben Umarmung diese Zeilen. Ich wünsche dir sehr, dass du eine Klärung für dich in deinem Herzen machen kannst, sodass du innerlich frei am Freitag zum Standesamt gehen kannst.

Alles Liebe
Gerda
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Gerda
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Re: Mein Papa......

Beitrag von Gerda »

ps
Ja, mit Sicherheit liebt er dich - so sehr, wie er kann. Aber ER KANN nicht so viel. Wie wenig muß sich jemand selbst lieben, der so lieblos mit seinen Kindern und Enkelkindern umgeht! Vielleicht erträgt er nicht den Kontakt mit dir, weil du ihn an seine Frau erinnerst und er ihren Tod noch längst nicht verschmerzt hat. Oder du erinnerst ihn daran, wie gemein er zu dir war und er erträgt es nicht, weil er in dir die Zeugin seiner Schlechtigkeiten sieht und er sich tief im Innern schämt.
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Muckelmaus
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Re: Mein Papa......

Beitrag von Muckelmaus »

Liebe Niana!

Deine Zeilen erinnern mich an meinen Mann und sein Verhältnis zu seinen Eltern. Dieses Verhältnis ist für meinen Mann schmerzvoll und ich merke immer wieder, wie sehr er versucht, zu verarbeiten, zu verdrängen, nicht darüber nachzudenken.

Wir hatten seine Eltern zu unserer Hochzeit eingeladen. Sie kamen nicht. Begründet wurde es damit, dass es ja so ein weiter Weg zu uns sei (knapp 250 km) und der Vater ja dann nichts trinken könne, weil er am Abend ja noch zurück fahren müsse. Wir hätten ihnen sogar ein Hotelzimmer gezahlt. Aber auch das wurde abgelehnt.
Ich kenne meine Schwiegereltern bis heute nicht.

Zur Taufe von Felix, von der sie lange Zeit schon wußten, waren sie ebenfalls eingeladen. Auch da kamen sie nicht. Sie fuhren in Urlaub. Felix war ihnen noch nicht einmal eine Karte wert. Bis heute (Felix ist jetzt fast 5 Monate alt) haben sie sich nicht einmal nach Felix erkundigt. Der kleine Mann interessiert sie genau so wenig, wie sie das Leben meines Mannes interessiert.

Wenn ich für mich darüber nachdenke, tut es mir unendlich weh zu sehen, wie mein Mann unter diesem Desinteresse leidet. Dazu kommt das Wissen, dass Felix wohl ohne Großeltern aufwachsen wird, obwohl er welche hat. Ich finde nämlich, dass Großeltern unseren Kindern so vieles geben können.

Ich glaube, ich würde deinem Vater nach eurer Hochzeit einen Brief schreiben. Informiere ihn über eure Hochzeit und schreibe ihm, wie sehr du mit dir gerungen hast, ihn einzuladen oder nicht und auch warum das so war.

Natürlich weiß ich nicht, ob das der richtige Weg ist. Aber ich denke, ich würde ihn wählen.

Trotz allem wünsche ich euch übermorgen einen wunderschönen und unvergeßlichen Tag.

Alles Liebe
Muckel

Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.
v. John Andrew Holmes, amerik. Publizist
Tinkaa
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Re: Mein Papa......

Beitrag von Tinkaa »

Hallo Niana,

du bist so eine starke FRau, hast schon so viel geschafft.
In deinen BEiträgen kommt für mich immer der Eindruck rüber, dass du ganz ruhig und überlegt schreibst, so viele gute Ideen hast.

Ja, und da gibt es dann noch so viele Probleme, die du zusätzlich hast. Ich kann dich ganz gut verstehen. Ich habe zwar super Eltern, nach Aussen hin perfekt, helfen mir, wenn ich (materielle) Hilfe benötige, meine Kinder können nach der Schule dort essen und, und, und... Aber trotzdem fehlt mir das Wichtigste: das sie auch mal Gefühle zeigen, dass sie auch mal fragen, wie es mir geht, was ich am WE mache, ob es mir gut geht, was mein Freund macht...
Als ich auszog, wusste meine Mutti Bescheid - es kam kein Hilfeangebot, keine Nachfrage, kein garnichts. Und das tut weh.
Das ist auch so eine Baustelle von mir, aber mitlerweile sage ich mir: ok, wenn sie nicht wollen, können , möchten, dann kann ich es nicht ändern.

An deiner Stelle würde ich deinen Vater vor der Hochzeit informieren. Was er dann macht, wie er dann entscheidet, dass kannst du nicht beeinflussen. Er ist alt genug, um diese Entscheidung zu treffen. Du kann dir aber sagen: mehr kann ich nicht machen. Und das ist gut so. :meinung:

Trotz aller Probleme wünsche ich dir einen wunderschönen Tag morgen, genieße es, ich denk an euch!
Alles Gute!!!!
LG Tinkaa
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Ansa
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Re: Mein Papa......

Beitrag von Ansa »

Hallo Ihr Lieben,

manchmal finde ich es bemerkenswert das wir, mehr oder weniger, doch alle unsere Probleme mit unseren Eltern haben? Woran liegt das? An überzogenen Wünschen oder an der Übertragung des eigenen idealen Bildes auf Eltern? Verklären wir sie? Ich bin am denken.....

@ Liebe Gerda, ich fühle mich sehr von Dir verstanden, Danke. Und auch Danke für die Idee es ihm wenig später zu schreiben, neutral, ohne Dinge die zu beantworten sind und die mir Hoffnungen machen, es könnte darauf etwas zu schreiben haben. Und auch ja, natürlich bin ich manchmal traurig..... ich weiß gar nicht, wie es ihm geht oder was er macht. Und wenn ich manchmal im Bekanntenkreis intakte Eltern-Kind Beziehungen (also zwischen den Großen) sehe, dann bin ich schon ab und an traurig und wünsche mir das es mir da einmal besser gehen mag, mit meinen Kindern.

Ich bin in manchen Dingen recht traditionell oder konventionell und all die Dinge die Du beschreibst, die hätte ich mir von meinem Papa gewünscht.

Es ist schon so, ich hab Freunde die da einspringen. Mein liebster Freund Frank wird mein Trauzeuge sein und mir zur Seite stehen und ich weiß, das er das nicht aus irgendwelchem verstaubten Pflichten heraus macht, sondern weil er mich wirklich gern hat. Er ist auch derjenige, der mir den Brautstrauß mitbringen wird.

Ich tröst mich ja immer mit dem Gedanken das ich eben wirklich gute Freunde habe und das diese mir näher stehen als meine Familie, aber ab und an, da spüre auch ich, das dieser Trost schwächer wird. Grad an solchen Tagen...... dabei haben mich meine Freunde weitaus mehr aufgefangen und gehalten als es mein Vater je getan hat. Insoweit stehen sie meinem Herzen näher, aber ich spüre hier einfach auch einen Hauch von dem, was Trennungskinder leben.....

Und noch ein ja, er hat es nie leicht gehabt.... mein Papa hatte 7 Geschwister und sie lebten in der Gemeindewohnung der Kirche, 2 Zimmer und 10 Personen, Küche, Bad übern Flur....... er als Person wurde da nie wahr genommen, das weiß ich wohl und Liebe hatten seine Eltern auch wenig über. Da ging es um Pflicht und nicht um Spaß haben. Vielleicht hat er nicht anders werden können? Er hat viel gearbeitet, war fleissig, hat Haus, Auto und genug für alles was ihm Spaß macht.... er hat Herzensdinge nie tun dürfen, das kann einen Menschen bestimmt lähmen und erhärten. Aber..... so weh mir das alles tut, das ist nicht meine Aufgabe. Ich habe eine andere.

Manchmal macht es mich traurig zu erleben, wie Menschen in sich gefangen sind und wie sehr sich Dinge aus ihren Kindertagen manifestieren und sie fesseln und dann fragich mich, warum ist das bei einigen so stark und warum gelingt es anderen sich davon zu befreien? Und, lohnt sich die Freiheit..... sie geht mit manchen Einsamkeiten einher.

Irgendwie bin ich melancholisch und andererseits freue ich mich auf morgen..... ich bin nur wenig aufgeregt. Alles fühlt sich gut und richtig an, behutsam..... die ersten Briefe sind da, mit meinem neuen Namen darauf..... mein Kleid (ein Viskosekleid in zarten Grautönen von Gudrun Sjöden) hängt fertig, meine Haare sind geschnitten.... die Ringe graviert.... und die Kinder seelig. Mehr hab ich mir nicht wünschen können, als das meine Mädchen ebenso glücklich sind und sich auf den Liebsten freuen und ihn von Herzen lieb haben. Das sind gute Voraussetzungen für das was kommen mag.

Euch allen liebe Grüße
Niana

P.S. im Grunde ist es doch so, Eltern die sich derart fern von einem halten, die verpassen etwas. Etwas das ihnen niemand anders geben kann als wir selbst. Wunderbare entzückende Enkelkinder..... und das Wissen, das etwas aus ihrem Leben zurück bleibt. Eigentlich ist das doch arm......
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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Gerda
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Re: Mein Papa......

Beitrag von Gerda »

Liebe Niana,

so eine Hochzeit ist ja nicht alleine das Freudenfest. In der griechischen Kultur z. B. gibt es am Polterabend so ein Trauerritual, das dazu dient, sich aus den alten Verbindungen mit Eltern und Verwandtschaft zu lösen, um frei zu sein für die neue Verbindung. Das ist sicher eine sehr sinnvolle emotionale Handlung, die in ihrer Essenz auch für unsere Kultur gut wäre.

Ja, du hast Freunde und Freundinnen, die dir nahe stehen und das ist ein total schönes Geschenk an dich selbst, dass du das hast. Du schreibst immer so schön von den Plätzen im Herzen. Und da gibt es eben den Platz in deinem herzen, das ist der Platz, auf dem dein Vater sitzt und der nur ihm gehört. Und er hat den Platz schon lange nicht mehr eingenommen, wie traurig für dich. Und das fühlt sich besonders zur Hochzeit traurig an. Da ist vielleicht eine Träne an dem schönen Tag und vielleicht auch etwas Wut, und das braucht man ja gar nicht vermeiden. Vielleicht darf es da sein in deinem Herzen neben all dem Kostbaren und Geglücktem, was für dich mit der Hochzeit geschehen wird.

Alles Liebe für Euch alle schickt Dir und Euch
Gerda
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Re: Mein Papa......

Beitrag von Bine40 »

Hallo Niana!

Jetzt sitz ich hier und heul mir die Augen aus...
einmal weil es mir so leid tut, dass du so leidest unter der Situation, zum anderen vor Rührung, da du doch so aufgefangen wirst und deine Freude über deine Kinder.

Ich musste den Liebsten auch ohne Papa heiraten, allerdings aus anderen Gründen...

Meine Freunde und meine Gäste sowie der Rest Familie haben uns diesen Tag so unvergleichlich gemacht, die Liebe, die uns entgegengebracht wurde fühlte sich so wunderbar an...und meine Kinder hatten glänzende Augen....

Liebe Niana, du hast so viel in dir, deine Meinung und deine Aussagen sind geprägt von Verständnis und Lebendigkeit, von Fürsorge und Nächstenliebe, ich habe viel von dir gelernt und sei nicht traurig, es gib Menschen, die können nicht aus ihrer Haut raus...

Genieße deine Hochzeit -du wirst bestimmt eine "tolle Braut" sein ! :umarmen:

Ich wünsche dir von Herzen einen wunderschönen unvergeßlichen Tag mit viel Liebe!

Liebe Grüße
Bine
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Bärchen
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Re: Mein Papa......

Beitrag von Bärchen »

Liebe Niana

Ich glaube ich würde ihm, wenn überhaupt auch erst im Nachhinein von der Hochzeit berichten oder auch erst an der Konfirmation von deiner Tochter (wenn er es dann überhaupt für nötig hält zu kommen :( ).
Wenn es dir aber am Herzen liegt, dass er kommt und du noch etwas Hoffnung hast, dass er sich überwindet und etwas zu einem schönen Tag beiträgt, dann ruf ihn doch heute noch an und lad ihn ein!

Wahrscheinlich ist meine Antwort nicht unbedingt "vernünftig" und klingt etwas hart, aber ich habe selber so ein Exemplar namens "Mutter", das sich die letzten Jahre nicht für mich interessiert hat - ich kann nur sagen: selber Schuld, wenn sie dann auch wichtige Ereignisse verpasst!. Wenn sich dein Papa so eine tolle Tochter (wie ich dich hier im Forum erlebe) entgehen lässt - dann ist ihm nicht zu helfen!

Du hast es nicht nötig "ihm nach zu laufen". Geniess den Tag morgen mit den Menschen denen du/ihr etwas bedeutest und die immer für dich da sind! Es ist doch toll, dass du solche Menschen hast, die "freiwillig" und aus keiner familiären Verpflichtung heraus für dich da sind und sich mit dir freuen.

Ich wünsche dir morgen einen glücklichen, wunderschönen und unvergesslichen Tag! Und Ich wünsche dir, dass ihr noch lange so eine tolle Familie sein könnt! Du bist für mich eine Art Vorbild geworden, ich möchte für meine Kinder auch mal so eine tolle Mami sein wie du sie sicher bist für deine 3 Mädels! :umarmen:

LG
Bärchen
MarliJo

Re: Mein Papa......

Beitrag von MarliJo »

Liebe Niana !

Du sagst es selbst, was ich irgendwie gefühlt habe, aber nicht in Worte fassen konnte.
Ja,... das ist arm, wenn sich Eltern von ihren Kindern zurückziehen. Und sie wissen wirklich nicht, was sie verpassen !
Ich kann nicht begreifen, wie Väter oder Mütter ihren Kindern den Rücken kehren. Wie traurig sich das wohl anfühlen muß ?!
Wie Gerda es schrieb, neben aller Freude darfst du dir (auch am Tage eurer Hochzeit) erlauben, darüber, wenn du es so fühlst, auch mal ein paar Tränen fliessen zu lassen.
Vielleicht magst du dich damit trösten, dass DU nicht so bist wie dein Vater - ganz anders handelst.
DU hast aus deinem Lebensweg sooo viel gelernt und das nimmst du alles mit in eure Ehe und die Familie und wandelst es ins Positive.
Wenn das kein Grund zur Freude ist.
Du kannst stolz auf dich/euch sein !

Ich bin sehr froh und dankbar dich (und kurz auch deinen Mann) hier kennengelernt zu haben !

Dir und den Deinen wünsche ich alles erdenklich Gute uns Gottes Segen
MarliJo
Simone

Re: Mein Papa......

Beitrag von Simone »

Heute ist dein großer Tag! :umarmen:

Ich hatte meine Hochzeit mit meinem Vater. Er stellte aber zur Bedingung, das der neue LG meiner Mutter dann zuhause bleiben muß.... So war es dann auch. Meine Mutter hat es mir zuliebe akzeptiert.
Allerdings wollten wir noch eine freie Trauung nachschieben und da wäre er wohl nicht gekommen. Er bekam die Einladung mit Frist, die Frist verstrich, er meldete sich nicht. Er hat nie etwas dazu gesagt. Das hat mir sehr wehgetan.

Ja es ist arm und traurig, das sich so viele Väter/Elternteile nicht für ihre Kinder interessieren. Mir tut es weh als Tochter, und mir tut es weh als Mutter meiner Tochter, der ich irgendwann sagen muß, wie das so ist mit dem Opa.... Mein Vater hat nur mich als Kind, er hat nur Jana als Enkel und sie interessiert ihn nicht.... Schade
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Ansa
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Re: Mein Papa......

Beitrag von Ansa »

Hallo Ihr Lieben....

heute hat mein Papa Geburtstag. Ich denke an ihn und wäre gern bei ihm. Ich möchte sooo gern wissen, wie es ihm geht, wie es meinen Geschwistern geht. Sie leben bei ihm, meine Schwester ist mittlerweile Mitte 30, mein Bruder 2 Jahre jünger. Seit vielen Jahren habe ich sie nicht mehr gesehen.... manchmal denke, ich, wenn es meinem Papa schlecht gehen würde, dann wäre ich sicher die letzte, die davon erfährt.

Heute bin ich traurig, und doch weiß ich, das ich es nicht mehr versuchen werde, etwas zu ändern. Ich habe ihm eine Karte geschrieben, ihm alles Liebe gewünscht, von uns allen und mehr werde ich nicht tun. Außer heute ein wenig traurig sein und morgen versuchen, an etwas anderes zu denken. Ich muss Sorge tragen, für mein bzw. unsere Leben.

Er hat sich nicht gemeldet, weder auf die Einladung zur Konfirmation meines Mittelchens, noch auf meine Einladung zu unserer kirchlichen Hochzeit im Juli, noch auf den Brief meine Tochter, indem sie ihm mitteilt, das sie ihn vermisst. Kein Wort, keine Karte, kein Zeichen....... ich hab auch nicht wirklich damit gerechnet, nur ein bisschen, wie es wohl alle Kinder tun, immer wieder? Es tut schon lange nicht mehr so weh wie einst.... zurück bleibt Unverständnis und Hilflosigkeit.

Traurige Grüße
Niana
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Simone

Re: Mein Papa......

Beitrag von Simone »

Liebe Niana,
genau solche Gefühle hab ich bei meinem Vater auch. Ändern tut es nichts. Es ist einfach traurig, das sie so wenig Interesse haben, vorallem auch an die Enkel. Wir können nur hoffen, das unsere Männer es mal besser machen als unsere Väter.
Ich würde meinem Mann die Hölle heiß machen wenn er sich im ALter unserer Tochter/seiner Töchtern mal genauso verhaltne würde.

Laß dich mal :umarmen:
sonnenschein2
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Re: Mein Papa......

Beitrag von sonnenschein2 »

Liebe Niana,
ich denke an dich in deiner Traurigkeit und deinem Gefühl von Verlassen sein.
Und doch finde ich es schön, wie stark du mit deinen Gefühlen umgehst und bei dir bleiben kannst. Es fühlt sich für mich so frustrierend an, dass du immer wieder den Kontakt suchst, aber dann kein feedback bekommst. Ich finde das schlimm. Wie schlecht muß es deinem Vater und auch deinen Geschwistern gehen, dass sie noch nicht einmal die Kraft finden dir eine Antwort zu geben. Sie haben doch auch die Möglichkeit zu sagen, dass sie keinen Kontakt zu dir wünschen. Auch das wäre ok. DAnn wüstest du woran du bist und könntest damit leben.
Es ist sehr schade, dass manche Menschen Prioritäten setzen die mit den unseren so gar nicht konform sind.

Aber es ist dafür umso schöner zu lesen, dass du für dich die Konsequenzen daraus gezogen hast und auch immer wieder mit deinen Kindern tröstend da sein kannst.
Lass dich heute mal von mir trösten...
Ich wünsche dir was ganz Liebes...
Sonneschein2
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