Mein Papa......

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Gerda
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Re: Mein Papa......

Beitrag von Gerda »

Liebe Niana,

ich kann dich in deiner Traurigkeit sehr gut sehen und verstehen. Es ist traurig, und so ein Tag, wie sein Geburtstag ist ein Anlass, dass die Trauer um die nicht lebbaren Sehnsüchte zutage tritt. Immer wieder neu mußt du dich verabschieden von dem wunschbild eines anwesenden beziehungsvollen liebevollen Vaters, und das tut weh. Es ist so traurig, wenn ein Mensch, noch dazu ein so wichtiger, wie der Papa, sich so VERHÄLT, als sei er tot. Das ist so beziehungslos!

Wie schön, dass du so ein beziehungsvoller Mensch geworden bist!

Liebe Grüße von
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
rita
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Re: Mein Papa......

Beitrag von rita »

Liebe Niana,

ich habe mir gestern alle Beiträge zu Deinem Thema durchgelesen und erstmal eine Nacht drüber geschlafen.
Ich muß gleich sagen, daß ich nicht sooft hier im Forum bin und Dich aus Deinen Beiträgen kaum kenne.

Zu mir: Ich bin knapp über 40 und erst im Erwachsenenalter ( wahrscheinlich ein Glück erst dann ! ) hat meine Mutter öfters erwähnt, daß ich eigentlich gar nicht geplant war, es dann aber passiert sei. Okay. Aber daß ich ein Mädchen wurde, davon war mein Vater überhaupt nicht begeistert. Er hatte zum damaligen Zeitpunkt Brieftauben und hat sich dann wohl lieber mit denen beschäftigt. Ich kann mich nicht daran erinnern, mal von meinem Vater umarmt worden zu sein, auf seinem Schoß gesessen zu haben oder Ähnliches. Wenn ich mich für etwas interessiert habe, hat er es mir auch erklärt und mir Vieles gezeigt, aber ich war halt nur ein Mädchen. Erzogen hat mich aber weitestgehend meine Mutter.
Im Laufe der letzten Jahre habe ich mich natürlich gefragt, warum ich nach außen auch so kalt bin, warum ich ein eher derber Typ bin, warum ich einen Männerberuf habe, warum ich mich für Autos interessiere....naja, ich denke, da gibt es einen starken Zusammenhang zu meinem Vater. Finanziell wurde ich auch immer unterstützt, wenn es nötig war, aber Gefühle geschweige denn, sie zu zeigen, kannte ich bis zur Geburt meiner Kinder eigentlich kaum. Aber vermisst habe ich das im Nachhinein nicht. Nur habe ich mich seit den Geburten geändert: Ich habe all meine Liebe, die dann irgendwie da war, meinen Kindern gegeben. Ich habe mich total verändert, habe mehr meine Sensibilität gezeigt, habe mehr geredet...wurde mir auch nicht anerzogen.

Was ich aber nun eigentlich sagen will: Ich habe meinen Vater nie anders kennengelernt und akzeptiere ihn so, wie er ist. Ich denke, er kann nicht anders, er ist so und ich kann doch nicht erwarten, daß er nun mehr als sonst auf mich zugeht. Wenn er aber nun den Kontakt zu mir abbrechen würde, muß er ja einen Grund haben.

Du hast Dich sicherlich schon oft gefragt, warum Dein Vater so ist und warum er keinen Kontakt will. Wenn ich es richtig gelesen habe, wollen Deine Geschwister auch keinen Kontakt. Warum ? Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder liegt es an ihnen allen oder an Dir. Du hast geschrieben, daß Du schon immer anders warst als Deine Geschwister, daß Du Deine Meinung gesagt hast und sie angepaßt waren. Nur mal ne These: Vielleicht ist Deinem Vater im Laufe der Jahre, in denen Du erwachsen wurdest, das und anderes auf den Nerv gegangen, was Dein Verhalten betraf, vielleicht gab es noch etwas in Eurem Leben, was ihm den Rest gegeben hat und er hat den Rückzug angetreten. Rückzug aus Selbstschutz.
Ich weiß nur zu gut, wovon ich rede, meine 14jährige Tochter hat mich, sicherlich UNBEWUSST, auch oft verletzt, ist dann zum Vater gezogen. Da habe ich erstmal Funkstille hergestellt, um mich wieder einzukriegen. Mittlerweile bin ich drüber hinweg, bin wieder runtergekommen und sie hat bemerkt, daß sie mit mir anders umgehen muß-beide Seiten müssen daran arbeiten.

Wenn Dein Vater abblockt, bin ich der Meinung, MUSS etwas vorgefallen sein, was er Dir nicht verzeichen kann oder will. Niemand bricht den Kontakt zu seinem Kind ab, selbst ich nicht, auch wenn es sehr weh getan hat, als sie ging. Du kannst auch keinen Menschen, egal wen, zwingen, zu reden. Es gibt immer welche, die KÖNNEN ihre Gefühle nicht erklären, sondern sie ziehen sich zurück. Einfach so - denkt der andere. Du schreibst, Dein Vater ist auch schon relativ lieblos erzogen worden-wenn er es nicht anders gelernt hat und keinen Grund sieht, es anders zu machen, weil er auch nichts vermißt, dann ist er so wie er ist und wird sich auch in seinem Alter nicht mehr ändern. Das hast Du so zu akzeptieren.

Es ist sehr schade, daß Deine Kinder so sehr darunter leiden, aber um einen Abschluß zu bekommen, solltest Du Dich vielleich nochmal mit Deinem Vater unter vier Augen unterhalten. Ganz konkret fragen, mit allem rechnen....und Deinen Schluß daraus ziehen. Du leidest scheinbar so sehr unter der Situation mit Deinen Kindern und sitzt immer in der Zwickmühle. Deine Kinder werden durch ihn aber auch permanent enttäuscht......Ich kann nur von mir reden, aber um meinen Seelenfrieden wiederzubekommen, würde ich nach einem Gespräch entscheiden, wie es weitergeht-und wenn mein Vater blockt, dann würde ich das meinen Kindern erklären und auch keinen Kontakt mehr herstellen. Dann sind die Fronten klar, so hart das klingt, aber Du wärst aus der Zwickmühle und den dauernd um ihn kreisenden Gedanken raus.
Das, was ich bisher als objektive und unvoreingenommene Leserin aus Deinem Beitrag entnommen habe, reicht sehr wohl aus, um zu wissen, woran man ist. So hart das jetzt für Dich klingt, aber wenn auf nichts, aber auf rein gar nichts eine Antwort oder ein Zeichen kommen - Niana, wie lange willst Du ihm noch hinterherlaufen und verletzt werden ? Hast Du das noch nötig nach jahrelanger Aufopferung für eine gute Beziehung ? Ja, es ist schwer, er gehört zu Deiner Familie, aber Du wurdest dauernd verletzt und er weiß es....also laß ihn los.

Investiere Deine Liebe in Deine Familie, ihr habt geheiratet, Du bist glücklich-das ist Deine Aufgabe und nicht, ein Leben lang der Vergangenheit hinterherzulaufen, die Du in Person Deines Vaters nicht mehr ändern kannst. Aber DU kannst nach vorne schauen und mit dem Thema vielleicht endlich abschließen.
Niana, nimm mir mein Geschreibsel nicht übel, aber das fiel mir dazu ein, es kann natürlich auch völlig falsch sein, weil ich ja keinen von Euch kenne.


Ich wünsche Dir Kraft und Mut für die weitere Zukunft !!!

Liebe Grüße, Rita
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Ansa
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Re: Mein Papa......

Beitrag von Ansa »

Guten Abend Ihr Lieben,

danke für Eure lieben Worte und Euren Trost. Das hat mir einfach nur gut getan, es ist schön, wenn andere derart an einen denken und mitfühlen.



Liebe Rita,

in letzter Zeit, wohl auch, weil es in meinem Studium ab und an hinterfragt wird "wie war das damals, in Deiner Jugendzeit......" kommen meine Erinnerungen wieder und ich muss fest stellen, das sie nicht weniger schmerzhaft sind, als damals, das sie abrufbar sind und das ich vor allem mit ihnen leben muss. Vielleicht hilft es mir, sie aufzuschreiben? Ich bitte alle, die zartbesaitet sind, nicht weiter zu lesen.... manchmal verstehe ich nicht, wie ich Sehnsucht nach diesem Mann haben kann. Vielleicht ist es nicht die Sehnsucht nach ihm, sondern die Sehnsucht nach dem Märchenprinzen, einem Traum oder einer Utopie?

Es ist wohl so, das mein Thread den Eindruck erweckt, das ich mir hier mehr Gedanken um etwas mache, als es in der Wirklichkeit passiert. Ich stehe mit beiden Beinen fest im Leben, haben viele liebe Freunde um mich herum und die Sache mit meinem Vater..... trifft mich immer noch sehr selten, in Situationen, wo es schmerzt, das er nicht da sein will. Konfirmationen sind traditionelle Familienfeste, eine Hochzeit feiert man nicht alle Tage.... da möchte ich als Tochter einfach gern nur meinen Vater dabei haben. An solchen Tagen tut es weh, so missachtet zu werden. Ansonsten gedenke ich ihm wenig und laufe ihm auch bewusst nicht hinterher.

Du schreibst, es muss einen Grund geben für sein Verhalten? Und auch, das es entweder an Ihnen allen oder aber an mir liegt.

Ich glaube, so einfach ist die Sache nicht.... meine Geschwister sind sehr viel jünger als ich und eher in einer geschwisterlichen Situation aufgewachsen als ich. Meine Schwester ist 7 Jahre nach mir geboren, mein Bruder noch einmal 2 Jahre später. Die beiden wuchsen miteinander auf, spielten zusammen und waren eine Einheit. Ich sollte auf sie aufpassen, hatte ihnen aber nichts zu sagen. Ich musst es mir gefallen lassen, das sie mein Spiel umwarfen, durcheinander brachten und in meinem Zimmer ein Chaos anrichteten, denn ich war ja groß und verständig.

Aus meiner Wahrnehmung heraus war meine Kindheit geprägt von Unverständnis mir gegenüber und von dem stängigen Vermitteln "So wie Du bist, bist Du nicht richtig. Sei anders...." Meine Mutter ging mit mir zu Psychologen, ließ mich untersuchen und erklärte mir, ich müsse mich ändern. Ich tat Dinge, die sie entsetzlich fand. Ich möchte Dir ein Beispiel erzählen. Ich wurde daheim oft geschlagen, ich glaube, zu meiner Zeit (ich bin 43) war das noch eher üblich als es das heute ist. Aber ich wehrte mich dagegen (mit meinem heutigen Wissen ist mir bewusst, wie selten das Kinder tun, die geschlagen werden). Eines Tages, ich muss etwa 5 oder 6 gewesen sein, bat ich meine Mutter beim Kinderarzt hinaus zu gehen, weil ich ihm etwas allein erzählen wollte. Ich weiß heute noch, wie sehr sie sich geziert hat.... aber der Arzt bat sie dann auch und sie ging. ich erzählte ihm von den Schlägen und beschwerte mich. Dann schickte er mich ins Wartezimmer und bat meine Mutter zu sich. Als sie mich holte, ich sehe heute noch hier Gesicht vor mir, abweisend, kalt.... wie gefroren. Und alles was sie sagte war "Pfui, wie konntest Du den netten Doktor nur so anlügen. Du bist ein garstiges Kind. Ich schäme mich so für Dich." Sie sprach, bis wir zu Hause waren, kein Wort mehr mit mir. Und das war eine lange Zeit..... Es war mein letzer Versuch öffentlich um Hilfe zu suchen.... meine Mutter ließ mich in einer Hochschule untersuchen, weil sie meinte, ich sei unnormal. Irgenwie verrückt, letztendlich sei ich wohl eine Sturzgeburt gewesen und da könne es ja sein, das ich behindert wäre. Aber alles was sie erfuhren war wohl, ich habe mir das nur zusammen reimen können, das ich überdurchschnittlich begabt wäre oder aber hochbegabt. Nur war ich selbst da schon sehr entmutigt und ließ nur in seltenen Fällen erahnen, was ich hätte können können. Meine Eltern behaupteten, die Ärzte hätten sich geirrt, wäre es so, dann hätte ich ihrer Meinung nach angepasst und brav sein müssen und nur gute Noten schreiben müssen.

Ich erinnere mich an Zeiten in denen mein Papa liebevoll mit mir umging und mit mir tobte und spielte. Papabär und Babybär.... es gibt Fotos aus diesen Tagen. Irgendwann aber verschloß ich mich immer mehr, weil ich nicht damit umgehen konnte, so abgelehnt zu werden.

Er begann mich zu ärgern. Er war enttäuscht, das ich in den einzig für ihn zählenden Fächern, Mathe und Sport eine Niete war. Meine 1 in Bio zählte nicht, das war Humbug, zu nichts zu gebrauchen. Es gab so Szenen an die ich mich erinnere, wir saßen bei Tisch und er fragte "wieviel ist 28 mal 37", da meine Antwort nie wie aus der Pistole geschossen kam,. begann er mich fertig zu machen. Er erniedrigte mich, beschimpfte mich und zwang mich wieder und wieder zu sagen, "ich bin ein dummes Mädchen". Lief ich vom Tisch, weil ich es nicht aushielt, zerrte er mich zurück, schlug mich und zwang mich weitere Dinge über mich zu sagen. Die meiste Zeit verließ ich weinend den Tisch, wenn er da war und sagte bloß kein Wort, um ihn nicht zu reizen.

Wochenlang rief er mich nur "Klappstuhl", nannte mich nicht bei meinem Namen. Begehrte ich auf, zwang er mich wieder und wieder, solche Dinge zu sagen "ich bin ein Klappstuhl." Noch heute zucke ich zusammen, wenn jemand dieses Wort benutzt. Da war ich wohl so um die 12..... trotzdem erwiederte ich auf seine Aussagen wie "Du bist ja sowas von Dumm" eher "Du ja auch, kannst Dir ja nicht mal meinen Namen merken" und ich wusste, das ich dafür Prügel bekam. Sagte er "Du bist ein Ferkel", sagte ich "Naja, dann bist Du ja ein Schwein, wenn ich Dein Kind bin." Aufsässig, nannten sie das, die Großen.

Meine Geschwister saßen mehr als oft dabei und hörten zu und sahen was passiert, wenn man aufbegehrt. Mir selbst ist relativ klar, das sie sich da eher anpassten. Sie mussten nichts fürchten, solange ich der schwarze Peter war. "Ich sorge schon dafür, das ich nicht so blöde werdet wie Eure große Schwester" sagte er oft.

Als ich älter wurde hörte das nicht auf. Noch mit 14 schlug mein Vater mich, manchmal vorbeugend und danach fragte er mich, wofür ich die Schläge bekommen habe und weh mir, hatte ich keine Antwort..... dann hatte meine Mutter eine und ich bekam noch eines hinterher. Einmal, ich war über das Wochenende bei meinen Großeltern, machte er mich fertig, das ich ihnen lauter Lügen erzählt hätte und schlecht über mein zu Hause gesprochen habe. Dann fuhr der Rest der Familie noch weg. Ich war soooo wütend.... und schrie meine Großeltern, die dann grad kamen, an, was sie denn bloß meinem Vater erzählt hätten. Nichts, sagten sie..... und als dann mein Vater wieder kam und ich ihn zur Rede stellte (ich gab wirklich nicht auf....) da sagte er nur "stell Dich nicht so an, ich hab nur Spaß gemacht." Ich habe ihn gehasst....

Ich weiß nicht warum, aber ich habe mich nie gefügt.... ich war wohl, nach außen hin angepasst, natürlich war mir klar, das ich ohne meine Eltern keine Möglichkeiten hatte durchs Leben zu gehen... Auf meinem Dorf gab es keine Hilfe oder Aufklärung. Da hieß es halt "dann verhalte Dich doch so, das er Dich nicht schlagen muss, Du bist doch schon vernünftig." Heute im Zeitalter des Internet hätte ich bestimmt Wege gefunden, dort weg zu kommen.... vielleicht. Und ich habe ihn gehasst, glühend...... und doch wollte ich, wie alle misshandelten Kinder nur eines, seine Zuneigung und seine Liebe. Die gab er meinen Geschwistern...... ich habe in meinem Leben wahrlich viele Dinge getan, um seine Zuneigung zu erringen.

Eines Tages aber begriff ich, egal was ich mache, er wird es nie anerkennen und positiv sehen. Er war viele Jahre mein Antrieb, für Ausbildung, Weiterbildung, dies und das.... heute lebe ich mein Leben.

Meine Geschwister..... sind, nachdem ich mit 18 von daheim weg ging und später noch einmal für ein Jahr zurück kam, dran gewesen.... aber, er hat sie nie so schlecht behandelt wie mich. Trotzdem sehe ich "Folgeschäden", mein Bruder ist beziehungsunfähig und lebt seit seiner Kindheit daheim. Er ist phasenweise arbeitslos und sehr unmotiviert. Meine Schwester hat alles ausprobiert, Drogen, Gothik, Schulden, private Insovenz, lange Zeit stationäre Psychotherapie, gefolgt von ambulanter Behandlung und doch, auch sie lebt heute wieder bei ihm, ohne Partner, aber wohl mit einer spät gemachten zweiten Ausbildung und einem Job. Mein Bruder sagte mir einmal, er wolle nie Kinder haben, weil er Angst habe, er würde mit ihnen so umgehen, wie mit ihm umgegangen worden wäre.

Mit meinem Vater reden? Das geht nicht.... entweder öffnet er nicht die Tür oder aber er tut so freundlich, als wäre niemals etwas gewesen. All die Misshandlungen leugnet er, die hat es nie gegeben und wenn ihm mal die Hand ausrutschte..... dann habe das an mir gelegen. Ich sei ein so böses Kind gewesen, da habe er mich hin und wieder züchtigen müssen, ungern, aber es war halt meine Schuld. Er spricht, Smaltalk, hört sich alles mögliche an, sagt aber nichts zu dem, was wichtig wäre. Gefällt ihm ein Thema nicht, fällt ihm ein, das er noch was vorhat... zudem, die letzten Male war ich nicht allein bei ihm, entweder haben mich die Kinder begleitet oder einmal, mein Liebster.

Und wenn ich ehrlich bin, dann weiß ich überhaupt grad gar nicht, warum ich ihn vermisse..... ohne ihn, bin ich besser dran. Nur, lieb hab ich ihn immer noch, verdammt! Nein, man wird derartige Dinge nie los, es hat lange gedauert, bis ich das begriffen habe. Es hat lange gedauert, das anzunehmen, mein "Platzen" wenn ich heute jemanden zu seinem Kind sagen höre "Bist Du aber dumm!" oder mein Zucken bei dem Wort "Klappstuhl", ich musste es für mich annehmen, das ich das nicht los werde. Ich habe mich dafür nicht leiden können und lernen müssen, das es Dinge gibt, sie so sind, wie sie sind.

Vieles in meinem Wesen hat hier seinen Ursprung. Mein erster fester Wille war damals, "mit meinen Kindern gehe ich einmal anders um, man darf mit Menschen nicht so umgehen." Da muss ich etwa 9 gewesen sind. Mein Vater hat den Grundstein für mein heutiges Denken gelegt..... es hätte auch anders kommen können, ich weiß.... heute aber habe ich meinen Weg gefunden und ich erlaube mir hin und wieder traurig sein zu dürfen. Traurig für etwas, das hätte so anders sein können..... und das ich meinen Kindern unbedingt mitgeben wollte. Uneingeschränkte Liebe und Zuneigung und das Wissen "Ich liebe Dich, aber ich muss nicht mögen was Du tust." Sie wissen es alle und darauf bin ich stolz. Ich habe es geschafft. Aber ich habe nicht vergessen, auch nicht den Wunsch, einen Vater zu haben, der mich einfach nur lieb hat.

Liebe Grüße
Niana

P.S. ich bin mir sicher, das es Gründe gibt, warum mein Vater so ist und warum er so gehandelt hat. Ein gutes Statement habe ich von einer alten Freundin bekommen "Wo das Wissen endet," sagte sie immer "beginnt die Gewalt." Insoweit sehe ich ihm die Dinge nach.... ich habe angeommen, das es so war, aber ich sehe verzeihe es ihm nicht. Es ist und war ein Unrecht, ich war ein Kind.... er war der Erwachsene und meine Mutter natürlich auch, sie hat zugesehen.... jedes verdammte Mal, ihn verteidigt und ihm Recht gegeben und ihre Tröstungen waren für mich Firlefanz.
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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Traum-Tänzerin
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Re: Mein Papa......

Beitrag von Traum-Tänzerin »

Liebe Niana,

ich habe deine Geschichte gelesen und ich kann sie sehr gut nachfühlen deine Sehnsucht nach einem Vater! Deine Sehnsucht, die du fühlst-die dich immer wieder aufwühlt-ist der meinen Sehnsucht so verdammt ähnlich!

Mein "Papa" war bei weitem nie so garstig wie der deinige, aber trotzdem hat er in meiner Lebenswirklichkeit schon lange keinen festen Platz mehr, die Sehnsucht nach ihm schon.

Es ist über zehn Jahre her das er ging, noch heute steigen mir die Tränen in die Augen allein bei dem Gedanken daran. Seit zehn Jahren habe ich kein wirklich ernsthaftes Gespräch mit ihm geführt. Zwei ansatzweise erklärende Gespräche gab es, einen gemeinsamen Ausflug- den ich damals mit knapp 20 in mich hineinsogt wie ein kleines Mädchen. Da war er ganz kurz "mein Papa"- allein mit mir, ich habe diesen Tag so unendlich genossen. Leider blieb er eine Ausnahme.

Die Sehnsucht nach einem "Papa" habe ich bis heute, ich habe es ein stückweit akzeptiert das sie wohl mein Leben lang zu mir gehören wird. Aber kann man sich abfinden mit einem so großen Verlust?

Geprägt wird man zwangsläufig durch solche Erfahrungen, vielleicht wären wir anders- aber sind wir nicht gut so wie wor sind? Ich finde es super und bewunderswert wie du mit deinen Kindern umgehst, unser Land bräuchte mehr von solchen kompeten Eltern!

Dieses Sehnsucht, sie ist einfach da ungefragt-hartnäckig!

Ach NIana, ich weiß es nicht wo wir mit ihr hin sollen...wirklich, ich weiß es nicht...

Ratlos und nachdenklich,

TT
An dem Tag, an dem
die Last auf deinen Schultern
unerträglich wird
und du strauchelst,
möge die Erde tanzen,
dir das Gleichgewicht wiederzugeben.
rita
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Re: Mein Papa......

Beitrag von rita »

Liebe Niana,

ich habe nun mehrere Tage Deinen Beitrag "überschlafen" und er hat mich unheimlich berührt.

Ich weiß leider überhaupt nicht, was ich dazu schreiben soll, denn ich kann es einfach nicht verstehen, wie man zu einem Kind so grausam sein kann, seine Geschwister aber anders behandelt. Dazu müßte man wohl mal die Psyche Deines Vaters analysieren, was da nicht so ganz in Ordnung ist...aber nun ist es wohl eh zu spät.

Ich denke jedoch, daß es normal ist, wenn man jahrelang nur Ablehnung bekommen hat, daß man versucht, alles zu tun, um seinem Vater oder seiner Mutter zu gefallen oder ein Lob zu bekommen. Ging mir bei meinem Vater ähnlich. Aber im Laufe der Jahre, in denen ich dieses Verhalten an den Tag gelegt habe, merkte ich, daß es auch andere Menschen gibt, wo ich mich abstrampeln kann....sie bewerten es nicht oder wenn, sogar noch negativ. Ein Beispiel: Nach der Trennung verlege ich ganz alleine Laminat, ist alles schön geworden, da kommt mein Ex, schaut sich das an , rubbelt mit dem Finger über eine Stelle und sagt:Da ist noch Kleber drauf! Das war eine Situation, die ich nie vergessen werde und wo ich gemerkt habe, auch nach den ganzen Jahren des Verheiratetseins, er bekommt nicht mal ein Lob bzw. nette Bemerkung raus. Mir gegenüber. Das war sowas von verletzend, aber ich habe gemerkt, er kann es nicht oder will es nicht oder keine Ahnung was, vergiß es, er wird es auch nie tun. Das war wirklich schmerzlich und neben meinem Vater ( der mich durch sein Vehalten nicht ansatzweise so verletzt hat wie mein Ex ) nicht der einzige Mensch in meinem Leben, bei dem ich mich so verletzt gefühlt habe. Gut, das war "nur" psychisch, körperlich habe ich neben ein paar Ohrfeigen in meiner Kindheit nichts dergleichen erlebt.

Das ist irgendwie verwunderlich, aber jeder Psychologe hätte dafür wahrscheinlich eine Erklärung. Vielleicht hängt das in großem Maße mit der Blutsverwandheit zusammen, denn je näher man einen Menschen an sich ranläßt, umso mehr ist er auch in der Lage, einen selbst zu verletzen. Und natürlich mit dem eigenen Selbstwertgefühl. Oft habe ich mich auch gefragt, warum tust Du das eigentlich? Du weißt doch selbst, was Du kannst, Du kannst mehr als manch andere, Du brauchst keine Hilfe mehr für viele Dinge, aber warum ist man so auf Anerkennung und Lob aus? Weil es ein Grundbedürfnis ist, bei dem einen aber vielleicht mehr ausgeprägt, nämlich bei denen, die in ihrer Kindheit so wenig davon bekommen haben, und eben bei anderen weniger ausgeprägt. So denke ich es mir zumindest.

Ich hoffe, Du wirst mit Deinen Kindern eine Lösung finden, wie sie ihrem Opa begegnen oder eben nicht. Es ist leider traurig, aber wahr, wie man so schön zu sagen pflegt.... :(

Viel Glück, Rita
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