Oha, welch ein Thema

Also ich hab früher aus reinem Überlebenswillen gelogen, aber auch, bis sich die Balken bogen. Bei meinen Eltern gab es nur das, entweder mit der Lüge durchkommen oder entweder verhauen zu werden oder in den Keller gesperrt werden. Beides fand ich schrecklich..... Kam ich allerdings mit meiner Lüge durch, ging passiert mir nichts.
Meien Eltern waren da nicht ungeschickt, sie versprachen mit tatsächlich Straffreiheit, für den Fall der Wahrheit. Aber sie waren nicht klug genug, das dann auch zu tun. Also, hab ich die Wahrheit gesagt und wurde doch verhauen.... na ja, das ist mir auch nur zwei mal passiert. Danach glaubte ich ihnen nicht, zudem war mir klar "Die lügen mich an" und mir war nicht mehr klar, warum ich das nicht auch tun sollte..... am Ende war ich recht geschickt und log mich häufig aus der Patsche, aber gefallen hat es mir, komischerweise, nie. Ich fühlte mich zum Lügen eher gezwungen, als das ich es gern tat.
Mein Exmann trug die Wahrheit als, beinahe einzigen Wert, wie eine Fahne vor sich hin. "Wir sind eine Familie und müssen daher zueinander ehrlich sein, bei anderen ist das nicht so wichtig, aber hier unter uns....." Na ja, was Wahrheit in seinen Augen bedeutet, ist ja hinlänglich bekannt. *seuftz*
Bei meinen Kindern hält sich das, abgesehen von den Küchenschrankräubereien, sehr in Grenzen. Zum einen weiß ich recht gut, wann die Wahrheit schräg wird, zum anderen, sie wollen auch die Wahrheit von mir hören und vorgelebt bekommen und das ist der Punkt um den ihre eigene Wahrheit sich bewegt. Sie wissen, wenn sie Ehrlichkeit haben wollen müssen sie diese auch geben. Und angelogen werden ist schon blöd....
Mütter können dies nämlich, als Erziehungsmittel, auch gut nutzen. Sie können das Verhalten der Kinder damit spiegeln und dann freundlich fragen "Und gefällt Dir das nicht? Ach komisch, ich dachte, Du magst es gern. Vorhin hast Du doch selbst gelogen.... na ja, wenn es Dir nicht gefällt, dann lassen wir das doch lieber Beide, oder?" Je nachdem wie alt die Kinder sind, kann man das unterschiedlich handhaben, kleine Kinder leben ja noch in magischen Phasen, da würde ich das nicht als Lüge bezeichnen, aber es gibt Geschichten die man erzählen kann um ihnen deutlich zu machen, worum es gehen kann.
Größere kann ich ja mal "fehl" rufen, also zum Essen rufen, auch wenn es noch nicht fertig ist und dann trocken sagen "hey, ich hab gedacht, ich lüg auch mal mit...." und noch Größere kann man auch mal so richtig auflaufen lassen. Aber dabei muss man immer ruhig und sachlich bleiben.
Ach ja, und man muss natürlich ein gutes Vorbild sein. Wer sein Kind am Telefon sagen lässt, "ne, die Mama ist grad nicht da" und daneben steht, der kann Wahrheit nicht vermitteln. Nicht, wenn die Kinder klein sind und noch kein moralisches Wissen vorhanden ist. Wer selbst lügt..... hat verspielt. Grade bei solchen Dingen ist die Vorbildfunktion unerlässlich. Meiner Meinung nach.
Mir hat es damals geholfen, das ich meinen Kindern vor einigen Jahren versprochen habe, das ich ihnen immer die Wahrheit sage und sie nie belüge, daran halte ich mich und sie halten sich daran, weil sie wissen, das uns das Wichtig ist. Grad letzte Woche hab ich eine von ihnen gefragt "weißt Du noch, als ich Euch das versprochen habe?" Und sie nickte und ich sagte "das gilt auch heute noch....."
Euch liebe Grüße
Niana
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)