Gedanken über Scheidung, Sorgerecht, Unterhalt, Mütter, Väte

Hier finden Sie alle Themen, die in kein anderes Forum passen.
Antworten
Benutzeravatar
Gerda
Moderator
Moderator
Beiträge: 3315
Registriert: 7. Juni 2005 22:06

Gedanken über Scheidung, Sorgerecht, Unterhalt, Mütter, Väte

Beitrag von Gerda »

Nachdem in Sonnenscheins Thread sehr viel auch allgemeine Seiten besprochen werden, von denen ich mich auch sehr angesprochen fühle und die ich sehr interessant finde, mache ich mal einen neuen Thread auf, damit das, was mit Sonnenscheins großen Unterhaltsprozesssorgen gar nichts zu tun hat, dennoch einen Platz findet.

Gerade habe ich MarliJos Post gelesen und so viel Zustimmung empfunden!
MarliJo hat geschrieben:Ich halte die bestehenden Gesetze zur "Rechtsprechung" zum Thema Trennung im Grunde für ungeeignet, weil sie (wie in allen anderen Bereichen auch) zum Streiten anhalten, weniger aber um sich vertragen und "entspannt" auseinander gehen zu können. Es ist eben diese Kultur des Streitens, die da gefördert wird und eher Konfrontation "erzieht", denn es geht ja "nur" darum "Recht" zu bekommen aufgrund erdachter Gesetze. Zur Freude der Anwaltszunft.
Vielleicht bin ich naiv,..aber wünschen würde ich mir, wenn es für Trennungswillige Eltern das -möglicherweise sogar verpfichtende- Angebot von verbindlichen Mediationen gäbe, die im Jahr vor der entgültigen Scheidung durchgeführt werden sollten.
Gerichtliche Auseinandersetzung eher als letztes Mittel.
Nein, ich halte dich überhaupt nicht für naiv! Ich sehe es auch so, dass das Thema Trennung nicht vor Gerichte gehört - wenngleich es sicher eine staatliche Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass Kinder finanziell gut versorgt sind, wenn die Eltern diese Sorge nicht tragen können oder wollen. Ich weiß nicht, ob Mediation das Nonplusultra ist, denn es kann sehr gut passieren, dass der STreit der Eltern - weswegen sie sich meist trennen, dort weitergeführt wird.

Es stimmt, dass zwei Drittel der Scheidungen von Frauen eingereicht werden. Aber ob der Anlass auch bei den Frauen zu suchen ist oder ob sich nciht vielleicht die Männer schon längst getrennt haben durch Fremdgehen oder durch Ignorieren der Familie und ihrer familiären Verpflichtungen - das sagen diese Zahlen nicht aus. Die Ehe geht heute von einer Partnerschaftlichkeit aus, die es noch gar nicht so lange gibt, auch gesetzlich nicht und die faktisch sicher noch in den Kinderschuhen steckt. Als ich heiratete - im letzten Jahrtausend :D 1974- gab es noch Gesetze, die vorschrieben, dass eine Frau die Zustimmung ihres Mannes braucht, um arbeiten zu gehen. Sie konte kein Sofa oder Auto kaufen, ohne die Unterschrift des Ehemannes. Diese Abhängigkeit ist heute gesetzlich nicht mehr gewollt. Aber faktisch ist sie leider meistens noch ganz viel da. Leider gibt es kaum diese Männer, wie dich, MarliJo, die die Fürsorge für Familie so auf ihre Fahnen schreiben, wenngleich es mehr davon gibt, als zu der Zeit, als meine Kids im Alter deiner Kids waren. es gibt nur einen erschreckend geringen Prozentsatz der Frauen, die erwerbst#tig arbeiten, die auch davon leben können. Die Berufe, in denen frauen arbeiten, sind vor allem 400EuroJobs und unterbezahlte Berufe.
Frisörinnen erhalten 7 Euro 50 die Stunde, in manchen Bundesländern arbeiten sie für 3,50 Euro. Kassiererinnen bei Plus verdienen Vollzeit ca. 1200 Euro und die Rente von Frauen liegt im Schnitt bei 500Euro, bei Männern bei 1000 Euro.

Es geht mir nicht darum, Männern Schuld zu zuschieben, sondern darum, zu sagen, dass diese Partnerschaftsvermutung, wie sie das Gesetz plötzlich sieht, noch gar nicht gibt. Nicht von ungefähr sind gehören zu den allerärmsten BürgerInnen die alleinerziehenden Mütter. Ich finde, das kann ein Staat sich nicht leisten. Denn die Arbeit, Kinder zu erziehen, ist so eine immense Verantwortung, die über so viel entscheidet.

Ich glaube, dass es gut ist für viele Kinder, wenn sie öffentlich betreut werden und weniger in der Familie, denn die Familie ist statistisch gesehen der gefährlichste Ort für Kinder. Aber da gibt es solche und solche und jede Familie ist anders, das sehe ich auch so.

Liebe Grüße
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
rita
Schnelltipper
Schnelltipper
Beiträge: 111
Registriert: 7. Juni 2007 15:47

Re: Gedanken über Scheidung, Sorgerecht, Unterhalt, Mütter, Väte

Beitrag von rita »

Meine Gedanken:

Genau diesen, wie MarliJo`s, vor einer geplanten Scheidung eine Mediation bzw. Eheberatung verpflichtend einzuführen, hatte ich auch schon und halte ihn für gut !

Ich wurde ja auch geschieden, als die Kinder 3 und 5 waren. Wir hatten sehr verschiedene Auffassungen im Zusammenleben mit den Kindern und irgendwann ist er dann gegangen. Eigentlich aber nie Streit.
Wenn ich heute zurückschaue, denke ich, man hätte damals reden müssen, was wir beide nicht konnten. Wenn ich materiell denke, so hat die Scheidung auch nur Nachteile gebracht:
Doppelte Miete, ich bekomme nicht mal 100 Euro Versorgungsausgleich für 7 Jahre Ehe, arbeite aber heute noch Teilzeit. Jeder, der sich scheiden läßt, hat dadurch, denke ich, materiell mehr Nachteile als Vorteile. Rückwirkend betrachtet würde ich einiges anders machen und hätte um meine Ehe gekämpft.

Was das Gefühlsmäßige betrifft.....beim nächsten Mann/Frau wird es zwar anders, aber Probleme tauchen auch dort auf...Probleme sollten doch aber gemeinsam gelöst werden, dann bleibt auch nicht zwangsläufig die Liebe auf der Strecke. Man hat einen verläßlichen Partner, mit dem man Kinder hat, erzieht diese, kann sich etwas aufbauen/leisten.

Heute ist die Ehe nicht mehr reizvoll....zu groß ist das Angebot an Freiheit,.... seinen Egoismus durchzusetzen, warum auch immer....die Politik ebnet den Alleinerziehenden den Weg, die Kinder den ganzen Tag in die Betreuung zu geben.

Ist es das, was wir wollen? Eine Welt voller "Scheidungskinder", die kaum Nestwärme bekommen haben, die entweder Mama oder Papa haben, die nie im Alltag beide fragen können.......

Ich halte diese Entwicklung für nicht gesund und förderlich, ich bin der Meinung, daß sich die Kinder in einer intakten Familie am Gesündesten entwickeln.

:meinung:
sonnenschein2
Moderator
Moderator
Beiträge: 1325
Registriert: 24. Juli 2006 17:45
Wohnort: NRW

Re: Gedanken über Scheidung, Sorgerecht, Unterhalt, Mütter, Väte

Beitrag von sonnenschein2 »

Hej Ihr Lieben,
wißt ihr, diese Gedanken begleiten mich schon seit der Trennung. Haben wir wirklich alles versucht? Hätte wir unsere Ehe retten können?...In jeder Partnerschaft gibt es nach einiger Zeit Probleme. Macht man die selben Fehler nicht doch immer wieder? Wieviel auch in mir durch das Scheitern der Ehe kaputt gegangen ist. Ich kann mir nicht vorstellen nocheinmal so zu lieben oder gar zu heiraten. Das geht einfach nicht mehr.
Und immer wieder mache ich mir Gedanken was ich unseren Kindern antue. Sie brauchen doch Vater und Mutter um sich. Es sind so viele kleine Nebensächlichkeiten in denen die Trennung der Eltern wieder thematisiert wird. Es ist den kids gar nicht bewusst und doch leiden sie.
Gerade wenn ich dann hier auch noch Beiträge von anderen Scheidungskindern lese.
Im Moment schmerzt es mich wieder ganz arg. Ich fühle so viel Schuld und weiß nicht wohin damit.
nein es geht mir nicht gut, damit um Unterhalt zu klagen und so schlechte Eltern zu sein. Aber ich habe auch keinen Mut etwas in eine andere Richtung zu ändern. Irgendwie komme ich mir lächerlich vor an meinen Exmann einen Brief zu schreiben und ihm zu schildern wie leid mir das alles tut. Es käme mir wie ein Schuldeingeständnis vor und das möchte ich nicht, denn Schuld sind immer beide...

Ach man ist das alles blöde im Augenblick
Sonnenschein2
Benutzeravatar
Muckelmaus
Inventar
Inventar
Beiträge: 1717
Registriert: 26. Januar 2005 02:02
Wohnort: in der Nähe von Köln

Re: Gedanken über Scheidung, Sorgerecht, Unterhalt, Mütter, Väte

Beitrag von Muckelmaus »

Hallo alle miteinander!

Auch wenn ich länger nichts geschrieben habe, möchte ich mich hier einmal einklinken, wenn ich darf.
rita hat geschrieben: ich bin der Meinung, daß sich die Kinder in einer intakten Familie am Gesündesten entwickeln.
Ich gebe dir völlig recht, liebe Rita. Auch ich denke, dass sich Kinder in einer intakten Familie am besten entwickeln. Aber wie sieht heute eine intakte Familie aus? Das Leben, der Alltag sind heute schnelllebig und oftmals getragen von Existenzängsten der Eltern. Beide Elternteile müssen - ob sie das so möchten oder nicht - arbeiten gehen, um die finanzielle Lage in wenigstens halbwegs stabiler Lage zu halten. Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes und der damit verbundene finanzielle und auch soziale Abstieg ist enorm. Die Politik und ihre Debatte um ALG II tun ihr übriges dazu. Die Eltern stehen zunehmend unter Druck. Da entstehen Streit und Unverständnis und die Gefahr der Trennung wächst und wächst.
Ich glaube, es ist in der heutigen Zeit kaum noch möglich, eine Ehe so zu gestalten, wie man sich das vorgestellt hat. Dafür sind einfach zu viele Steine von außen da.
Kann man da noch von intakter Familie sprechen? Meiner Meinung nach bedeutet intakte Familie heute nicht mehr nur die Liebe der Eltern zueinander und zu den Kindern, Fürsorge, Vertrauen usw., sondern leider auch finanzielle Absicherung. Denn gerade in finanzielle Schieflage geraten Ehen und Beziehungen in die Krise.
Ist die Ehe/Beziehung dann beendet, sind es - wie Gerda sagt - meist die Frauen mit den Kindern, die finanzielle Unterstützung durch den Staat benötigen. Tja, selbst wenn sich die Eltern gütlich geeinigt haben sollten, ist es dann die ARGE, die die Mutter auffordert, doch bitte den Vater auf mehr Kindesunterhalt zu verklagen, obwohl sie genau weiß, dass beim Vater nicht mehr zu holen ist. Aber interessiert das die ARGE? Nein! Auch dadurch gehen relativ entspannte Verhältnisse nach einer Trennung zu Bruch.
Aber niemand hat dabei die Kinder im Blick? Weil es immer nur ums Geld geht und niemals um Gefühle.

Liebe Grüße
Muckel

Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.
v. John Andrew Holmes, amerik. Publizist
Antworten