Rückblick

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Buecherfalke
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Rückblick

Beitrag von Buecherfalke »

In der Haloweennacht habe ich folgendes zu Papier gebracht, es ist die Geschichte einer verlorenen Liebe und die Geburt einer Einzelgängerin, doch lest selbst:

In der Nacht der lebenden Geister blicke ich in die Vergangenheit und sehe die Geburt eines Mädchens. Von allen geliebt wächst sie auf, unbeschwert und nichts ahnend, was wenig später der Geburt ihres Bruders folgen würde: Der Auszug ihres Vaters. Er verließ Frau, Tochter und jungen Sohn für eine andere. (Weshalb, so frage ich mich nun, doch von dem, der Auslöser für all das war, bekomme ich keine Antwort.) Ich war zu jung um Einzelheiten im Gedächtnis zu behalten, deshalb kann ich mich an die eigentliche Trennung nicht erinnern. Was mir jedoch noch sehr gut im Gedälchtnis haften geblieben ist, ist ein Gespräch zwischen meiner Oma (der Mutter meines Vaters) und mir, als ich etwa 10 Jahre alt war. Mein Vater hatte eine neue LG (spätere Frau), meine Mutter einen LG, zu dem sie ziehen wollte. Meine Mutter, mein Bruder und ich in eine andere Stadt, neue Umgebung, neue Schule, neue Menschen! Ich wollte nicht weg, ich wollte in der Stadt bleiben in der ich aufgewachsen bin und in gewohnter Umgebung. Doch wer hört schon auf ein Kind, ein einsames, sich nach Liebe und Wurzeln sehnendes Kind?
Das Ende vom Lied war, das wir umgezogen sind, zwar nicht lange, doch für meine damaligen Maßstäbe eine Ewigkeit. Ein anderes Ereignis kam ca. 6 Jahre später mit der Geburt meines Halbbruders. Die Frau meines Vaters, er und ihr Sohn zogen bald nach dessen Geburt aus. Sie wohnen nur wenige Straßen weiter in meiner Heimatstadt, doch seit dem Auszug herrscht eisiges Schweigen.
Deine Heimat ist da,
wo deine Wurzeln sind.
Deine Liebe ist dort,
wo dein Herz ist.
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Buecherfalke
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Re: Rückblick

Beitrag von Buecherfalke »

So sehr ich auch versuche, die Vergangenheit hinter mir zu lassen und mein Leben zu leben, manchmal geht es nicht. Gerade in den letzten Tagen überrollt mich eine Welle der, wie soll ich sagen...der Isolation und des Schmerzes, der Trauer, das mein Vater dem scherbenhaufen einfach den Rücken gekehrt hat ohne sich umzudrehen.

Buecherfalke
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FSapiatz
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Re: Rückblick

Beitrag von FSapiatz »

So sieht man sich wieder! Hallo, liebe Bücherfalke!
Was Du jetzt gerade tust, ich kenne es sehr gut, bin sozusagen Meister darin: Du ergibst Dich Deiner Trauer, Du kapitulierst vor Deinem "Schicksal" oder wie immer man es nennen will! Ein Loch tut sich vor Dir auf und Du lässt Dich dort reinfallen!

TU ES NICHT!!!!!

Es ist zu dunkel dort unten, zu kalt, zu fürchterlich!
Viele hier im Forum kennen dieses Loch - in der einen oder anderen Form.

Mein Vater ist auch gegangen. Aber er wurde sozusagen von meiner Mutter gegangen, denn hier war sie es, die sich einen neuen Mann suchte.
Ich war 9, wurde nicht gefragt, ich wurde bei meiner Mutter ´geblieben`, durfte meinen Papi regelmäßig besuchen. Durfte mich mit 10 selber darum kümmern, wie man 1 mal kreuz und quer durch diese große Stadt mit Bus und S-Bahn kommt, damit ich ihn sehen konnte.
Ich wurde nicht gefragt, als der Neue bei uns einzog und wollte, das ich ihn Tater nenne.

Bücherfalke! Ich war und bin oft sehr unglücklich gewesen, habe aber gelernt (besser: angefangen zu lernen), das mich das nur umbringt, wenn ich mich dem hingebe.
Ich kann es nicht mehr ändern, auch wenn ich es wollte, aber ich kann es besser machen!
Und soll ich Dir was sagen?! Ich habe es besser gemacht!
Ich bin Vater in einer intakten Familie, habe zwei Kids und eine wunderbare Frau, nachdem wir über 15 J. zusammengelebt hatten, haben wir dann auch noch geheiratet.
Ich liebe es, nach Hause zu kommen und dort dann die Stimmen zu hören. Und wenn man mich dann wahrnimmt: Pappiiiii! (die Kleine), Pappaaaa! (der Große) Hallo, Schatz, Kuß (meine Frau).
Es sind die Stimmen, die mir damals so sehr fehlten, bloß eben im Umkehrschluss.
Jetzt gebe ich meiner Familie genau das, was mir so sehr fehlte: Familie!

Ich habe es Dir an anderer Stelle schon gesagt: Lebe Dein Leben, Du kannst nichts zurückdrehen, nichts ungeschehen machen. Das ist leider so.

Pass mal auf: ich komme jetzt an den Rand von diesem besch... Loch und reiche Dir meine Hand runter - siehst Du sie? Greif zu, ich zieh Dich hoch!

Sei lieb gegrüßt und fühl Dich mal gedrückt! Frank
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Buecherfalke
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Re: Rückblick

Beitrag von Buecherfalke »

Danke Frank, tut gut zu wissen, das du dich von deiner Vergangenheit nicht hast unterkriegen lassen und sozusagen ein gutes Beispiel für eine intakte Familie bist. Mach weiter so!
Ich werde versuchen, das Loch hinter mir zu lassen, aber manchmal ist es einfach da. Gelegentlich falle ich hinein, bin bis jetzt aber immer wieder herausgekommen.
Deine Heimat ist da,
wo deine Wurzeln sind.
Deine Liebe ist dort,
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