Eine Art mit Wut umzugehen

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Stehaufmännchen
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Eine Art mit Wut umzugehen

Beitrag von Stehaufmännchen »

das Gedicht hab ich selber geschrieben als ich mitten in der Scheidungsphase eine unglaubliche Wut auf meine Mutter hatte, sie aber dennoch nicht verletzen wollte. Ich habe alle meine Gefühle auf Papier gebracht und so konnte ich besser damit umgehen.
Zur Erklärung vielleicht noch meine Eltern haben sich vor 5 jahren als ich 10 war schon mal getrennt und wir sind dann 3 mal quer durch Deutschland gezogen.
Bitte um Rückmeldung!!

Ein Schlag ein Schock,
da ist es wieder.
Ich kann nicht lachen,
kann nicht weinen.
Nicht lachen,
weil ich traurig bin;
nicht weinen,
weil es keine Tränen mehr gibt.
Was nun, frage ich!
Was bleibt?
Ich werde die Straße betreten,
von denen ich mich verabschiedet hab;
Werde mich von Straßen verabschieden,
die ich bald nicht mehr gehe.
Verabschieden ,neu entdecken;
Verabschieden ,neu entdecken;
Verabschieden... und was nun?
Was nun, frage ich!
Was bleibt?
Mit jedem mal ein neuer Schock.
Ich müsste es wissen;
Ich müsste lernen!
Doch nein, ich streng mich an,
leide, suche Freunde, finde sie.
Bin glücklich, lache, spaße, lebe.
Doch dann, der Schock,
was nun frage ich!
Was bleibt?
Warum weine ich,
warum ?!
Ich müsste es wissen!
Ich müsste gelernt haben!
Mit jedem Schlag stirbt ein Teil,
ein Teil meiner Seele.
Was nun, frage ich!
Was bleibt?
Ich fasse Hoffnung, versuche es,
denke es geht nicht mehr,
will ohnmächtig sein,
nichts mehr müssen,
nicht mehr leiden.
Was nun, frage ich!
Was bleibt?
Doch es geht immer weiter,
es geht doch immer weiter,
denn aufzugeben währ ja auch feige.
Das ist nicht meine Art,
ich bin ein Kämpfer,
kämpfe nur in der Hoffnung,
dass dies die letzte Enttäuschung war.
Werde enttäuscht.
Was nun, frage ich!
Was bleibt?
Man sagt mir man werde alles,
alles dafür tun das es mir gut geht.
Doch was willst du tun!?
Willst du für mich lernen,
für mich Freunde finden,
für mich leiden?
Das kannst du nicht!
Was nun, frage ich!
Was bleibt?
Ich werde kalt, immer kälter,
das will ich nicht!!
Was ist aus dem Mädchen geworden,
was am Fenster saß, betete,
dass Mama und Papa sich wieder lieb haben
Was betete, dass Mama aufhört zu weinen,
was sie in den Arm nahm, sie tröstete,
ihr sagte, dass sie nicht weinen müsse,
obwohl es am liebsten selber geweint hätte?
Das ist kalt geworden,
spürt nur noch Hass, Trauer, Enttäuschung,
Angst.
Was nun, frage ich!
Was bleibt?
Alles um dieses Mädchen, um mich,
lässt mich im Stich;
enttäuscht mich.
Ich will mich festhalten, abstürzen,
ohnmächtig sein, fühl mich ganz klein.
Was nun, frage ich!
Was bleibt?
Anderen geht es schlechter,
sagt eine Stimme in mir.
Ich denke darüber nach,
sehe Freunde ohne Vater,
mit zerstrittenen Eltern, mit Eltern,
die sich kaum Eltern nennen dürfen.
Ich sehe Kinder in Afrika.
Ich sehe Kinder im Irak.
Denen geht es schlechter,
sagt mein Gewissen.
Ich tu mir schon weniger leid.
Der Kloß im Hals wird schon kleiner.
Ich denke wieder an mein Lernzeug von heute.
Doch die Frage bleibt:
Was nun, frage ich!
Was bleibt?
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Traumtaenzerin1983
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Registriert: 23. Januar 2006 00:57

Re: Eine Art mit Wut umzugehen

Beitrag von Traumtaenzerin1983 »

Was bleibt?

In sich hinein hören
die Wut zulassen
nach der Trauer zusuchen
vielleicht gibt es ein Lied
einen Text
irgendwas
manches nicht so nah an sich heran lassen

Einen eigenen Weg finden
einen Weg finden
das eigene Leben in die Hand zu nehmen

Aber ich weiß
manchmal da weiß man es nicht
da fragt man was bleibt?
Ja, und manchmal da bleibt mir nur eine Antwort
Ich weiß es nicht...

Unser Leben
unsere Liebe
unsere eigenes Glück zu schützen
auf uns selbst aufzupassen?

Was bleibt?
Alles und nichts
Neues und Altes
Bekanntes und Unbekanntes
Vergangenheit und Zukunft
Gestern und Heute
Hier und Jetzt
Da und Dort

Entschuldige, aber dein Gedicht hat mich zum nachdenken gebracht, es tut mir leid, wenn ich meine Gedanken hier so hinsschreibe....aber keine Antwort habe!

Liebe Grüße

Traumtaenzerin
Niemand begeht einen größeren Fehler als der, der nichts tut,
weil er glaubt, nur wenig tun zu können.
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Stehaufmännchen
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Re: Eine Art mit Wut umzugehen

Beitrag von Stehaufmännchen »

Nein,vielen Dank, ich finde es toll zu lesen wie andere darüber denken. Als ich das Gedicht geschrieben hab wusste ich es nicht, aber wenn ich eines aus all den krassen Veränderungen in meinem Leben gelernt hab dann das es immer weiter geht und man nur offen auf das neue zugehen muss. Das ist oft sehr schwer aber sich einzurollen führt nur dazu, dass man stehen bleibt und einen die Trauer von innen zerstört.
Also Vielen Dank nochmal.
Stehaufmännchen
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Traumtaenzerin1983
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Registriert: 23. Januar 2006 00:57

Re: Eine Art mit Wut umzugehen

Beitrag von Traumtaenzerin1983 »

Wut?

Wut gehört sich doch nicht
gute Kinder sind nicht wütend
gute Kinder passen sich an
gute Kinder hören zu
gute Kinder trotzen icht
gute Kinder sind nicht wütend
gute Kinder stampfen nicht mit den Füssen
gute Kinder schütteln nicht den Kopf
gute Kinder schreien nicht
gute Kinder sind nicht wütend

Ich aber will kein gutes Kind sein
ich will wütend sein
ich will, ja ich WILL
ich weiß, dass sagt man nicht
aber ich WILL
ich will ich sein
und wenn es sein muss
dann bin ich eben kein gutes Kind

Aber müssen Väter nicht auch gut sein?
Wollen gute Kinder nicht gute Väter?
Doch das wollen sie
Aber wollen den Väter gute Väter sein?
Warum drehen sie sich rum
"Ich fang ein neues Leben an!"
Wenn ich diesen Satz schon höre
da wird mir schlecht
da werde ich wütend

Niemand kann ein komplett neues Leben anfangen
die Vergangheit bleibt
da kann man zum Mond reisen und wieder zurück

Ja, und genaus deshalb bin ich manchmal eben kein gutes Kind
Weil ich bin in der ganzen Sache eben nur das Kind
egal wie alt ich bin....
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Stehaufmännchen
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Re: Eine Art mit Wut umzugehen

Beitrag von Stehaufmännchen »

Das ist es doch uns wird von unseren Eltern gesagt wir sollen auch an sie denken."Ihnen geht es ja auch schlecht." Aber SIE können was tun die Kinder können nur zusehen wie ihre Welt zerbricht. Aber das wollen die Eltern nicht sehen. "Hab ich denn nicht auch ein Recht auf liebe?" Ja, aber ist ihnen der Preis den die Kinder dafür zahlen nicht manchmal auch zu hoch. 500km dahin 200km dorthin jedes mal ein neues Leben.
Dein Gedicht trifft wahrscheinlich am ehesten auf die Gefühle der Kinder zu.
Solange man wieß worauf man wütend ist, ist Wut noch das beste Ventil um die angestaute Trauer und Enttäuschung herauszulassen.
Schade das mir die Gefühle anderer immer wichtiger sind, so verstecke ich all die Gefühle oder packe sie in Gedichte.

Stehaufmännchen
Tamara22
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Re: Eine Art mit Wut umzugehen

Beitrag von Tamara22 »

Liebes Stehaufmännchen,

ich finde deine Zeilen sehr nachvollziehbar. Bestimmt habe ich auch den einen oder anderen Gedanken schon gehabt. Ich kenne auch Distanzen zwischen Leben, altem und neuem, früher und jetzt. Ich mache manchmal die Entfernung in meinem Gefühl noch größer, dabei bin ich der festen Überzeugung, das wir die Welt kleiner machen sollten, im Gefühl meine ich.
Weit weg ist nicht wirklich weit weg. Fern ist nicht unbedingt fern. Nah sein kann man sich immer. So ist das auch mit damals und heute, eigentlich bin ich die beste Verbindung und deswegen geht mein Leben immer mit mir mit, es hält Schritt egal wohin es uns verschlägt, das wünsche ich mir.
Ja und dir natürlich auch, ich finde dich toll:)

LG Tami
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